SWR3 Gedanken

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Ein heißer Tag in der Wüstenstadt Jericho. Normalerweise bleiben an solchen Tagen alle in ihren Häusern. Heute ist das anders. Es ist richtig was los. Viele Menschen sind unterwegs. Sie scheinen jemanden zu erwarten und stellen sich an den Straßenrand um zu sehen, wann er kommt und wie er aussieht.
Ein kleiner Mann rennt aufgeregt hinter all den Leuten herum und versucht in die vorderen Reihen zu kommen. Sonst sieht er ja nichts. Doch es klappt nicht. Die Menge lässt ihn einfach nicht durch. Kurzerhand steigt er auf einen Feigenbaum am Straßenrand. Jetzt hat er gute Sicht, die Beste von allen.
Endlich ist es soweit. Da hinten kommt er. So lange haben all die Menschen auf Jesus von Nazareth gewartet. Jesus zieht lächelnd durch die Straßen und winkt. Dann bleibt er stehen. Direkt vor dem Baum, auf dem der kleine Mann sitzt. Er schaut rauf und sagt: „Zachäus, komm schnell runter. Ich muss heute in Deinem Haus zu Gast sein."
Zachäus traut seinen Ohren nicht. Woher kennt der Promi seinen Namen? Und dann will er auch noch zu ihm kommen? Ausgerechnet zu ihm? Zachäus ist nämlich von Beruf Zöllner. Normalerweise sitzt er am Stadttor und verlangt Geld für den Weg durch die Stadt - und er nimmt meistens zu viel und steckt es in die eigene Tasche...
Die Leute drumherum rümpfen verärgert die Nase. „Wieso geht Jesus zu dem? Bei mir wäre er viel besser aufgehoben. Ausgerechnet zu Zachäus!" Aber Zachäus hat begriffen, warum Jesus auf ihn zugegangen ist. Er nimmt ihn mit zu sich, bewirtet ihn und verspricht: „Wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück."
Diese 180 Grad-Wende fasziniert mich an der Geschichte besonders. Und vielleicht ist es deshalb auch meine Lieblingsgeschichte. Genau auf die zugehen, die es am wenigsten erwarten. Das kann eine riesen Wirkung haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13834
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