SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wie ein Häufchen Elend sitzt er da und kann es einfach nicht fassen. Nach 28 Jahren Ehe hat sich seine Frau in einen anderen verliebt und hat ihm das einfach so gesagt.
Jetzt schläft er im Gästezimmer, sie im Arbeitszimmer und beiden geht es schlecht. Er fühlt sich betrogen und hintergangen, liebt sie aber trotzdem noch. Sie ist glücklich mit dem Anderen, hat aber ein tierisch schlechtes Gewissen.
Eine schreckliche Situation. Und doch eine wichtige, eine entscheidende Zeit. Ein Zeitfenster, das sich irgendwann schließt und in dem vieles möglich ist.
Was tun? Zwei Dinge finde ich wichtig.
Zum einen: keine Entscheidungen für die Zukunft treffen. Diese Extremgefühle sagen viel über den, der sie hat. Aber sie taugen keinesfalls als Basis für eine Entscheidung: ich gehe oder ich- ich bleibe. Jetzt ist was anderes dran, nämlich:
Zweitens: Herausfinden, um was es eigentlich geht. Man kann das ein bisschen spielerisch machen. Stellen Sie sich einen Teller vor, auf den Sie zwei Frösche setzen. Frösche, weil die auch auf dem Sprung sind. Aber noch sitzen sie da. Einer guckt nach innen, der andere über den Tellerrand.
Was sieht der da draußen? Warum geht sein Blick fremd? Was fehlt ihm drinnen, auf dem Teller? Und kann es nicht sein, dass dem, der nur nach innen guckt, auch was fehlt? Er das nur nicht sehen will? Und wie war das ganz am Anfang? Da war doch mal alles da, oder? Wann ist es verloren gegangen?
Du sollst nicht ehebrechen. Dieses Gebot ist leider immer moralisch missverstanden worden. Beim Ehebruch geht es aber letztlich nicht um Moral. Es geht um Respekt und Achtsamkeit- gegenüber sich selber, gegenüber den Anderen und gegenüber Gott und dem eigenen Gewissen. Wenn man sich die miteinander zurückholt- den Respekt und die Achtsamkeit, dann hat vielleicht die Liebe auch wieder eine Chance.

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