SWR3 Gedanken

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„Nur noch eine Frage." Ich seh ihn noch vor mir, den Kopf zur Seite, halb geschlossenes Auge, Zeigefinger am Mund. Nur noch eine Frage- damit hat er die Bösen immer zur Strecke gebracht. Colombo, dieser verdaddelte Inspektor in seinem schäbigen Trenchcoat und dem verbeulten Auto. 36 Jahre hat er die verzwicktesten Fälle gelöst. Heute wäre er 84 Jahre alt geworden.
Nur noch eine Frage. Eigentlich war das Verbrechen nicht mehr lösbar, die Schurken haben sich schon sicher gefühlt. Weil Colombo auch immer ein bisschen schusselig war, und stets freundlich- für die Schurken nur ein dummer, naiver Gutmensch. Und gerade diese Fehleinschätzung ist ihnen zum Verhängnis geworden. Weil Colombo hinter seiner verpeilten Erscheinung ganz anders war: hellwach nämlich und nicht zu beeindrucken durch Schmeicheleien oder Drohungen. Grandios, wie er durch ein winziges Detail einen mächtigen Verbrecher zur Strecke gebracht hat. So einfach kann das sein. Martin Luther hat einmal gedichtet:
 „Und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Und warum? Weil der böse Feind, wie er sagt, gar nicht so mächtig ist.
Ein Wörtlein kann ihn fällen. Ein Wörtlein. Ein Satz. Nur eine Frage noch.
Manchmal fällt ein Lügengebäude wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Wenn man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt läuft, wenn man sich nicht verführen oder einschüchtern lässt, wenn man nicht auf das Große, sondern auf die kleinen Details achtet. Ein hingeworfener Satz, der nicht stimmt. Eine Drohung, die hohl ist, Freundlichkeit, die nur Fassade ist. Dann braucht man - wie Luther sagt- Gottvertrauen- und Geduld. Bis die Zeit reif ist. Und man das eine Wörtlein weiß, den einen Satz. Nur eine Frage noch.
Colombo, dieser scheinbar verpeilte Typ von Gutmensch- ich fand ihn immer großartig!

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