SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

"Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden." 
Für mich ist das eine Lebensweisheit, die mir in meinem Leben immer wieder Mut macht. Vor allem dann, wenn ich innerlich vor einem Scherbenhaufen stehe. Meist hagelt es dann Vorwürfe gegen mich selbst: "Hätte ich doch. Warum habe ich nicht. Es wäre doch anders viel besser gewesen." Ein Karussell in meinem Kopf, das ich nicht stoppen kann. Kein Wunder, dass ich dann nicht mehr auf die schönen Dinge schaue, die mir geschenkt wurden. Vieles scheint misslungen und steht im Schatten des Schönen. Eigentlich wäre es leicht zu sagen, so wie es war, war es gut und richtig. Aus einer jammernden Haltung herauszukommen, ist für mich nicht immer einfach.
"Lass es gut sein", sagen die, die es gut mit mir meinen. Diese allzu gelassene Haltung kann mich aber auch zu einer passiven Einstellung verführen. Gerne stehle ich mich dann aus der Verantwortung, mutig das zu ändern, was ich selber an einer Sache ändern könnte. Ein Beispiel: Ich habe jemanden ungerechterweise vor anderen schlecht gemacht, abgewertet, über ihn etwas Böses erzählt. Ich weiß, dass sich der andere verletzt fühlt, mir aus dem Weg geht und innerlich verbittert ist. Und was mache ich? Ich gebe dem anderen die Schuld, anstatt schleunigst etwas zu ändern und dem anderen eine Chance einzuräumen. Es liegt an mir, den ersten Schritt zu gehen. Die Hand zur Versöhnung auszustrecken, allen Mut zusammen zu nehmen und "Entschuldigung" zu sagen, "es tut mir leid - ehrlich". Und das jeden Tag aufs Neue. Dazu braucht es Liebe. Und die Überzeugung, dass das Gute in Menschen stärker ist als alles andere. So möchte ich die anfangs genannte Lebensweisheit nochmals neu formulieren: "Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gott gebe mir die Liebe, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gott gebe mir die Hoffnung, dass ich das eine vom anderen immer wieder neu unterscheiden kann."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13787
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