SWR2 Wort zum Tag

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Mütter. Jeder Mensch hat eine. Sie ermöglichen einem das Leben. Bringen einen zur Welt. Ohne meine Mutter gäbe es mich nicht. Trotzdem ist »Mutter« zu einem problematischen Begriff geworden. Zum einen, weil immer weniger Frauen Mütter werden, zum anderen, weil »Mutter« oft genug abwertend klingt. Wie, du bist ‚nur' Mutter? Mit der Betonung auf ‚nur'. Nur Mutter zu sein, nur für Kinder da zu sein, das gilt heute nicht mehr viel. Und umgekehrt wollen viele Frauen eben nicht nur ihr Leben lang allein Mutter sein. Das Leben bietet schließlich mehr als nur das.
Ich kann das gut verstehen. Ich bin schließlich ja auch nicht nur Vater. Ich will einen Beruf ausüben, will ehrenamtlich tätig sein, will als Mann wahrgenommen werden. Warum also sollten Frauen nur auf eine Rolle festgeschrieben werden, nur Mutter sein?
Vor allem die Kirchen haben mit diesen veränderten Rollenbildern ihre Probleme. In der Katholischen Kirche etwa können Frauen nicht alle Ämter ausüben - und lange Zeit wurden hier Frauen ausschließlich als Mutter gesehen - und als billige ehrenamtliche Kraft. Meine Mutter etwa musste mit ihrer Heirat ihren Beruf aufgeben. Sie war Kindergärtnerin in einem katholischen Kindergarten. Da durften in den 60er Jahren nur unverheiratete Frauen arbeiten.
Doch es geht auch anders. Heute zum Beispiel denken die christlichen Kirchen an eine besondere Frau: Monika, die Mutter des berühmten Theologen und Bischofs Augustinus von Hippo. Ihr Leben ist alles andere als das einer Klischeemutter. Aber der Reihe nach. Monika lebt im 4. Jahrhundert. Sie stammt aus Algerien, heiratet, kriegt ein Kind. Ihr Leben: Unspektakulär. Was es besonders macht: Sie ist Christin, ihr Mann und ihr Sohn aber haben mit diesem Glauben zunächst nichts am Hut. Monika kann aber ihren Mann von ihrem Glauben überzeugen: Nicht durch Worte, sondern durch ein christliches Leben, durch ihr Handeln als Christin. Ihren Sohn beeindruckt das nicht. Augustinus wird ein Mann der Worte, wird Anwalt, macht Karriere. Dafür lässt er sogar seine Frau im Stich.
Aber Monika lässt nicht locker. Sie reist ihrem Sprössling hinterher, zeigt Augustinus, was der Glaube zu bieten hat. Und Augustinus lässt sich überzeugen. In seiner berühmten Autobiographie, den »Bekenntnissen«, setzt er seiner Mutter ein Denkmal. Dankt ihr, dass sie an ihn geglaubt, dass sie nicht locker gelassen hat, dass sie ihr Mutter-sein ernst genommen hat.
Trotzdem bleibt ein Ärgernis: Monika ist eine der wenigen Mütter, die heiliggesprochen wurden. Dabei hätten es viele andere Mütter ebenso verdient - dass sie als besondere Zeuginnen des Glaubens wahrgenommen werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13714
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