Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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"Mein Gott, das schaffe ich im Leben nicht! Dafür bin ich doch viel zu jung!"
Erschrocken wehrt sich Jeremia gegen das, was von ihm verlangt wird. Er soll Prophet werden. Einer, der den Leuten klipp und klar sagt, was Gott von ihnen erwartet. Den Mächtigen soll er sich in den Weg stellen, sogar dem König.
Natürlich werden die hohen Herren ihn abschütteln wie eine lästige Fliege und sagen: Was will der naseweise Bengel von uns? Darum wehrt sich Jeremia: Ich kann das nicht! Ich bin viel zu jung dafür!
Ob Gott ihn gerade deshalb ausgesucht hat? Ich denke an die in aller Welt bekannt gewordene russische Punkband Pussy Riot. Die drei jungen Frauen, die jetzt zu zwei Jahren Straflager verurteilt wurden. Ihr Verbrechen: Sie haben maskiert in der wichtigsten Kirche in Moskau getanzt und gesungen: Mutter Gottes, verjage Putin!
Ich bewundere den Mut dieser jungen Frauen! Wer einem Mächtigen die Wahrheit sagt - und sei es nur dem eigenen Vorgesetzten -, der begibt sich in Schwierigkeiten, vielleicht sogar in Gefahr.
Es gibt Situationen, da weiß auch ich genau: Ich muss jetzt etwas sagen! Ich kann nicht länger schweigen! Aber ich habe Angst ...
Dann geht es mir eigentlich genauso wie in der Bibel dem jungen Propheten Jeremia. Und ich frage mich wie er: Wie soll es jetzt weitergehen?
Bei Jeremia war es so: Gott antwortet ihm, als er sich so wehrt. Aber Gott interessiert sich anscheinend gar nicht für Jeremias Bedenken und Ängste. "Sage nicht: Ich bin zu jung", meint Gott, "sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende."
Damit macht Gott dem Jeremia deutlich: Du gehst in meinem Auftrag. Schau nicht auf die Gefahr, sondern schau auf das Ziel, zu dem ich dich schicke.
Und er tröstet ihn: Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich bin bei dir und will dich erretten.
Jeremia muss also gehen, es hilft alles nichts. Aber Gott begleitet ihn und gibt ihm die Kraft, auch Schweres durchzustehen.
Das wünsche ich mir für alle, die wie Jeremia oder die russischen Punk-Sängerinnen leiden müssen, weil sie unangenehme Wahrheiten aussprechen. Ich wünsche mir, dass Gott ihnen allen, uns allen sagt: Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir.
Gott gibt mir den Mut, unangenehme Wahrheiten auch dann auszusprechen, wenn ich dadurch Schwierigkeiten bekommen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13691
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