SWR2 Wort zum Tag

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„Ich finde es gut, dass ich als kleines Kind getauft wurde." Im Religionskurs in der Oberstufe geht es beim Thema Kirche auch um die Taufe. „Ich finde es gut, dass ich als kleines Kind getauft wurde", meint einer der Schüler und erntet dafür die Zustimmung von vielen Mitschülern. „Mich heute taufen lassen - das würde ich wahrscheinlich nicht extra machen. Aber zur Kirche zu gehören, das finde ich eigentlich schon gut."
Im Zuge der Diskussion um die Beschneidung war in den Medien am Rande auch die Taufe immer wieder Thema. Sicher, die Taufe als Aufnahmeritus der Christen ist nicht mit einem chirurgischen Eingriff verbunden und gerät deshalb auch nicht mit dem Recht auf körperliche Unversehrtheit in Konflikt. Doch die Grundfrage, ob ein kleines Kind, bevor es selbst entscheiden kann, Mitglied einer Religionsgemeinschaft werden sollte, diese Frage stellt sich auch bei der Taufe. Auch deshalb, weil der Taufakt nicht rückgängig zu machen ist - getauft bleibt man, egal wie man zur Kirche steht. Säuglinge und Kleinkinder zu taufen scheint so dem modernen Recht auf religiöse Selbstbestimmung entgegen zu stehen.
Die sonst sehr freiheitsliebenden und meist wenig kirchlich engagierten Jugendlichen in meinem Religionskurs hatten da allerdings wenig Bedenken. Und ich finde: Sie haben Recht. Denn die Taufe zwingt zu gar nichts. Sie ist zu allererst das Zeichen einer Zusage Gottes an mich: Dass er mich gewollt hat, so wie ich bin, und dass er mich in meinem Leben begleitet. Ob ich das glaube und wie ich damit umgehe, ist mir überlassen. Und das muss es auch sein. Denn Glauben, Vertrauen auf Gott, kann sowieso niemand erzwingen. Und auch nicht selber schaffen.
Und gerade deshalb ist mir meine Taufe, die ich nicht selbst verlangt habe, so wichtig. Weil diese grundlegende Zusage von Gott aus immer gilt, egal wie ich gerade dazu stehe. Martin Luther hat es einmal so gesagt: „Ich danke Gott und bin fröhlich, dass ich als ein Kind getauft bin. Ich habe nun geglaubt oder nicht, so bin ich dennoch auf Gottes Gebot getauft. An der Taufe fehlt nichts; am Glauben fehlt's immerdar."
Deshalb war es mir auch wichtig, unseren Kindern dieses Geschenk der Kindertaufe mitzugeben. Wie sie später damit umgehen, wird sich zeigen. Aber ich hoffe, dass sie als Jugendliche auch sagen können: Ich finde es gut, dass ich als kleines Kind getauft worden bin - und diese Entscheidung nicht jetzt treffen muss. Oder, wie Luther es formuliert: „An der Taufe fehlt nichts; am Glauben fehlt's immerdar".

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13685
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