SWR3 Gedanken

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„Der Gesunde hat viele Wünsche, der Kranke nur einen". Wie wahr dieser Spruch, nämlich „gesund werden". Wie schnell sich doch all die kleinen und großen Sorgen relativieren, wenn man krank geworden ist. Ernsthaft krank, so richtig aus der Bahn geworfen oder lahmgelegt. Da gibt es dann wirklich oft nur noch den einen Wunsch: gesund werden.
„Krank sein ist ein Gesundungsprozess", sagt der Philosoph Klaus-Michael Meyer-Abich. Und ich finde es interessant, das so zu sehen. Er hält es für gut und wichtig, dass es das Kranksein gibt, damit wir wieder ins Lot kommen. Weil Krankheit immer auch ein Ausdruck dafür sei, dass unser Körper oder unsere Seele, oder beide, erschöpft sind. Dass wir so wie bisher nicht weiterkommen. Und dass Krankheit in solchen Fällen die zweitbeste Lösung sei um wieder in ein für uns gutes Leben zurückzufinden. So weit so gut. Aber ich denke man muss das nun  nicht auf jede Krankheit anwenden. Denn dann kommen zu der Belastung, dass ich krank bin, vielleicht auch noch Selbstvorwürfe, dass ich etwas falsch gemacht habe. Nein, was ich aber von dieser Sichtweise mitnehmen kann, ist zu schauen, was mir gut tut. Was an Leib und Seele für mich wichtig und richtig ist. Für mich gehört dazu das richtige Verhältnis von Tun und Lassen, von Arbeit und Ruhe, von Alleinsein und Geselligkeit. Dass ich mich immer wieder bewege und vor allem oft in der Natur bin.
Ich kann es sehr gut nachvollziehen, wenn Studien gezeigt haben, dass Menschen, die nach einer Operation vom Krankenbett aus auf Bäume schauen konnten, schneller und besser gesund wurden als wenn sie gegen eine Wand geschaut haben. Wir sind eben Naturwesen. Und auch die Natur hilft heilen bei Krankheit, aber auch schon davor.

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