SWR3 Gedanken

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Eine junge Frau mit Namen Olympia weint und erzählt dem Pfarrer Andreas: „Ich bin immer so schusselig. Ich lasse immer alles fallen. Ich hatte schon 52 Jobs in 15 Jahren. Und jetzt ist mir bei der Arbeit wieder ein ganzes Blech Berliner runtergefallen. Da habe ich Panik bekommen, habe den Laden zu geschlossen und bin weggelaufen."
Das ist eine Szene aus dem Film „Italienisch für Anfänger" . Mich beeindruckt die Szene, weil sie mir irgendwie bekannt vorkommt. Was soll ich auf so was sagen? Wie soll ich jemanden trösten, der in einer so ausweglosen Situation steckt? Kopf hoch?
Ob die Filmemacher die Bibel gelesen haben, weiß ich nicht, aber ihre Lösung ist nahe an dem, was dem Propheten Elias passiert ist. Der war auch mal in einer ausweglosen Situation und total deprimiert. Und da kam ein Engel und machte erst mal: nichts. Er hat sich Elias' Klage angehört und dann ließ er ihn schlafen. Und dann gab er ihm zu Essen und zu trinken. Dann ließ er ihn wieder schlafen. Kein „Kopf hoch, wird schon", kein „ins Gewissenreden"
Der Engel hat sich einfach nur um die ganz normalen körperlichen Bedürfnisse gekümmert. Essen, trinken, schlafen. Bis Elias wieder bei Kräften war, auch seelisch.
Ich find das gar nicht einfach: Nur zuhören und sich kümmern. Lieber will ich am liebsten gleich eine Lösung präsentieren. Geht aber nicht immer.
Im Film tröstet Andreas die junge Frau Olympia so, wie der Engel den Elias getröstet hat. Er lässt sie erzählen und dann sagt er: „Das hört sich alles ganz furchtbar an. Und ich weiß auch nicht, wie man das lösen kann, aber ich könnte mal anfangen, Dir ein Taschentuch zu geben und einen Kaffee zu machen."

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