Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Guten Morgen!
Gibt's die eigentlich noch? die Bundesjugendspiele? Mit allen nur denkbaren Disziplinen hintereinander? Alle auf dem Sportplatz, die ganze Meute? Und dann von Station zu Station in brütender Hitze mit Stoppuhr und Metermaß? Mir wird heute noch übel, wenn ich daran denke. Natürlich war das immer der Tag der Sportskanonen. Die kamen da jedes Mal ganz groß raus und haben sich schon auf dem Siegertreppchen bei Olympia gesehen. Hundert Meter, Tausend Meter, Weitsprung. Ich seh das alles noch vor mir. Für einen durchschnittlich begabten aber sehr bemühten Athleten wie mich, waren das immer die schlimmsten Schultage im Jahr.
Am meisten hab ich mich immer beim Weitwurf blamiert. Im Werfen war ich nie gut. Und das kam dann in gnadenloser Regelmäßigkeit raus. Egal, ob mit Ball oder Kugel, es waren immer sehr bescheidene Weiten. Eine Urkunde habe ich nie bekommen. Nur Bauchschmerzen regelmäßig. Und Wut. Nach innen, weil ich mir mein schwaches Werfen
auch noch selber vorgeworfen habe. Und so habe ich das dann oft gemacht. Nicht nur im Hinblick auf meine sportlichen handicaps.
Auch andere Ungeschicke habe ich mir oft  vorgeworfen. Denn im Laufe des Lebens kommen ja noch andere Disziplinen dazu. Bis mir klar wurde: Im Vorwurf bin ich besser als im Weitwurf.
Da habe ich angefangen, mich um eine bessere Fitness für die Seele zu kümmern. Mit Hilfe eines sportlich eindeutigen Trainingsauftrags, den die Bibel mir gibt, wenn sie sagt:
„Wirf Dein Anliegen auf Gott, der wird dich versorgen!" Eine ganz neue Sportart habe ich da entdeckt. Umwerfend fast. Weil sie mir das Recht gibt, mich von meinen Schwächen kraftvoll zu verabschieden. Meine Stärken und Schwächen gleichermaßen zu respektieren. Weil ich eben unterschiedlich begabt bin. Unvollkommen zwar, aber mit Profil. Weil Gott es so will. Mehr Respekt also ist angesagt. Das ist der große Wurf, finde ich. Wenn wir anfangen aufzuhören, uns selber zu bestrafen, nur weil wir bei den Bundesjugendspielen bis ins Alter zu selten punkten. Denn: Wichtiger als auf dem Treppchen, ist es doch, zu sich selbst zu stehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13607
weiterlesen...