Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Schönen Sonntagmorgen wünsche ich!
Morgen fängt die Schule an. In Rheinland Pfalz jedenfalls.
Solange ich denken kann, hat mir das nicht recht eingeleuchtet,
dass die Ferien  überhaupt und dann auch noch so schnell zu Ende gehen.
Mit Beginn der Ferienzeit erfüllte mich immer eine faszinierende Ahnung von Ewigkeit,
von vermeintlich nie enden wollender  Befreiung aus der Sklaverei.6 Wochen.
Was für eine Zeit. Welche Möglichkeiten. Kein Stundenplan, keine Mathearbeit, kein Schulhofgerangel. Stattdessen:
Unzählige Tage zum Schwimmen, Wandern, Reisen, Lesen und sich verlieben.
Unendlich waren die Vorhaben und Wünsche auf der nach oben offenen Lichterskala.
Nichts musste jetzt unbedingt, sofort oder überhaupt sein. Alles konnte verschoben, verändert und variiert werden. Ich ließ mich dann treiben auf einer Welle von Freiheit und Abenteuer, so als gäbe es kein Ende mehr.
Natürlich machte mich nachdenklich, dass auch jetzt die Zeit irgendwie verging.
Es fiel mir schon auf, dass andauernd und schon wieder Wochenende und Sonntagmorgen war. Aber es machte mich nicht ernsthaft betroffen, weil es ja immer noch, sagen wir mindestens, 3 Wochen andauern sollte. Aber dann stellte ich immer eindeutiger fest, dass gegen Ende hin, die Zeit immer schneller verging, ja dass die letzten 10, 9, 8, 7 ,5 Tage gar nicht wirklich stattfanden, weil sie einfach so vorbei flogen und kaum noch anhielten, um in ihnen etwas Schönes unterzubringen.
Und so kam es, wie immer:
Die Pläne, Vorhaben und Wünsche konnten bei Weitem, ja noch nicht einmal annähernd umgesetzt werden. Und die Ferien waren immer zu früh zu Ende, stoppten im völlig falschen Augenblick.
Und heute in der berühmten Schule des Lebens, kommt mir sogar das Ganze
wie eine einzige Sommerferienzeit vor. Immer schneller rast die Zeit. Mir kommt es vor, als hätte ich mehrmals im Jahr Geburtstag. Wenn ich bedenke, was ich mir noch alles vorgenommen habe, wie viel es noch an Plänen und Ideen in der Schublade gibt, also da fällt die Prognose nicht schwer, zu vermuten, dass ich am Ende nicht fertig werde.
Die Zeit ist immer vor den Plänen zu Ende. Jetzt fange ich langsam an, immer besser zu verstehen, dass die meisten Todesanzeigen mit den Worten plötzlich und unerwartet
beginnen, ganz gleich wie alt die Menschen geworden sind. Wir sind einfach nicht dazu gebaut, das Ende der Zeit einzuplanen. Wir möchten gerne unendlich, zeitlos, unbegrenzt sein. Und darum brauchen wir die Belehrung aus dem Bibel -Lesebuch, in dem es dazu sinngemäß heißt:
Gott lehre uns rechtzeitig bedenken, dass die Sommerferien einmal zu Ende sind, damit wir klug werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13602
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