SWR2 Wort zum Tag

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Ein beispielhafter Vorgesetzter war er: Keine Skandale, keine Finanzspielchen, keine Seitensprünge.  Nichts von all dem, was heutzutage Schlagzeilen macht. Je höher auf der Karriereleiter, desto größer ist ja die Versuchung zum Machtmissbrauch. Das ist heute so, das war damals so.  Den eigenen Einfluss  zum Wohl der Anvertrauten zu gebrauchen und nicht fürs eigene Täschchen, ist so selbstverständlich nicht. Unter den großen Herrschergestalten Europas, die über Jahrhunderte hin höchste Wertschätzung erfahren, gehört  deshalb der Ungarnkönig Stephan. Er gilt als Begründer Ungarns, bis heute ist er n Patron und Nationalheiliger.  Zentrales Symbol seiner Präsenz sind die Stephanskrone und das Reliquiar mit seiner Hand in der Stephansbasilika in Budapest.  Weihnachten im Jahre 1ooo wurde er zum König gekrönt, knapp vierzig Jahre  regierte er dann zum Wohl des Landes, heute  wird dieses Heiligen gedacht. 
Immer wieder tauchte der Gedanke auf, der berühmte Bamberger Reiter könnte eine Art Idealportrait von König Stephan sein. Jedenfalls war seine Frau Gisela die Schwester des deutschen Kaisers, und dieser Heinrich liegt  in Bamberg begraben. Wie selbstverständlich dachte man damals europäisch, und europäisch, das hieß wesentlich auch christlich. Das heutige Fest des heiligen Stephan von Ungarn mag daran erinnern, wie sehr Gegenwart und Zukunft Europas mitgeprägt sind von christlichen Werten, der Menschenwürde, der Nächstenliebe und der Gerechtigkeit. Entscheidend ist wohl nicht, ob das Wort Gott in der Präambel der europäischen Verfassung auftaucht. Aber  die Sache -  sie ist entscheidend wichtig. Werden Nationalstolz und Egoismus das letzte Wort behalten, werden wir  im Guten zusammenwachsen? Wird die Schere zwischen Arm und Reich sich weiter öffnen - in Richtung einer Zweiklassen-Gesellschaft ? Ist der Euro vor allem eine finanzielle Kategorie oder geht es  um wirkliche Solidarität  und  um Gerechtigkeit  für alle?  Schottet sich  die Festung Europa  gegen andere eher ab und sucht nur seine Eigeninteressen? Der heilige König Stephan von Ungarn gab  auf solche Fragen die Antwort des Evangeliums.  Nichts ist dringlicher als eine Zivilisation der Liebe.

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