SWR2 Wort zum Tag

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Mariä Himmelfahrt - kein arbeitsfreier Tag mehr, aber im Wissen der Christenheit ein besonderes Fest heute. Maria, die Mutter Jesu, sei mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, so lautet die definitive Überzeugung der katholischen und orthodoxen Christenheit. Was alle christlich Glaubenden österlich erhoffen, gilt für diese besondere Frau mit Gewissheit schon jetzt: Ihr ganzes Leben ist aufgehoben bei Gott, mit Leib und Seele, mit Haut und Haaren. Nichts ist verloren.
Natürlich ist nicht eine Neuauflage des jetzigen Lebens gemeint, nicht eine Wiederherstellung dieses Körpers, eine Art Zombi.  Damit würde man ja nur das konkrete Leben jetzt verhöhnen. Denn zu dem gehören Sterben und Tod. Das wird nicht theologisch weggedeutet oder in vermeintlicher Frömmigkeit schöngeredet. Nein, dieses Leben mit seinem Glück und seinem Schmerz ist einmalig und unwiederholbar. Zwischen Wiege und Bahre spielt sich das jeweils unverwechselbare Abenteuer einer Menschengeschichte ab. Von Maria wissen wir historisch so gut wie nichts,  nur dies freilich und das ist etwas Besonderes:  sie ist  die Mutter Jesu.. Von früh an stand sie in der Gemeinschaft der Christen in höchstem Ansehen - als Prototyp des glaubenden Menschen, als junge Israelitin, die sich ganz auf Gott verließ. „Selig bist du, weil du geglaubt hast", heißt es in den alten Schriften. Mit Leib und Seele, also mit all ihren Möglichkeiten stand sie ein für das Kommen Gottes und für das Werden Jesu. 
„Meine Seele preist die Grösse des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter." Dieses Jubellied, schon beim  Evangelisten Lukas  Maria in den Mund gelegt, wird heute an Mariä Himmelfahrt im Gottesdienst gelesen. Ein Mensch, einig mit sich und mit seinem Gott, weiß sich völlig erwünscht und geborgen. Was die biblische Mariengestalt hier singt, gilt im Grunde für jeden christlich Glaubenden: Norma und unbedeutend, ein Mensch wie Sie und ich, aber seit der Taufe mit dem Gütesiegel Gottes versehen. Und das verspricht die „Aufnahme in den Himmel mit Leib und Seele". In der Gestalt und im Geschick Mariens wird der Osterglaube konkret, der Jubel über Gottes Treue in guten und in bösen Tagen, im Leben wie im Sterben. Was in Maria definitiv schon geglückt ist, darf für jeden Menschen erhofft werden, der sich auf Gott verlässt. Ist das nicht ein Grund zum Feiern?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13598
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