SWR2 Wort zum Tag

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Oft ging die Geschichte durch die Medien, mehr noch durch die Herzen. Zur Strafe für Fluchtversuche sollen Menschen in Auschwitz hingerichtet werden. Einer von ihnen klagt herzzerreißend wegen seiner Familie. Da tritt der polnische Franziskaner Maximilian Kolbe vor. Er sei bereit, für ihn in die Todeszelle zu gehen. Und das geschieht auch. Wer je diese   Todeszellen in Auschwitz gesehen hat, wird die Erschütterung nicht vergessen. Aber noch erschütternder ist es, wenn ein Mensch für einen anderen sein Leben hingibt.  Weniger dramatisch  geschieht das oft: jede schwangere Frau z.B.  lässt sich ganz real von ihrem werdenden Kind verzehren; sie gibt ihr Leben hin. Wo es aus Liebe und mit Einwilligung geschieht, ist es für das Kind zum Segen, und das Kind macht die Frau zur Mutter, und auch das  ein Segen. „Der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein", so heißt es zutreffend im Kirchenlied vom Weizenkorn. 
Inzwischen ist Maximilian Maria Kolbe heiliggesprochen. Heute ist sein Gedenktag in der katholischen Liturgie. Er war ein Mensch wie Sie und ich, mit Stärken und mit Fehlern. Engagiert hat er als Franziskaner gearbeitet, im kirchlichen Pressewesen war er kreativ, manchmal auch scharfmacherisch mit nationalistischen Parolen.. Aber diese  Alltäglichkeit eines ganz  normalen Lebens ist  nun wie eingeschmolzen in jene spontan geäußerte Bereitschaft, für den armen Familienvater einzuspringen, koste es auch das Leben. Nicht dass er resigniert gewesen wäre oder gar todessüchtig, ganz im Gegenteil. Er stand mitten im Leben. Die Intuition kam offenkundig aus seiner  franziskanischen Spiritualität, aus seinem Christsein. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage." So sagt es der Auferstandene im Johannesevangelium, so hat es Maximilian Maria Kolbe verstanden. Ein Gottesfreund wurde er und damit ein Menschenfreund. 
Natürlich fasziniert die heroische Tat damals in Auschwitz. Nicht minder aber könnte uns faszinieren, wie Eltern ihr Leben einsetzen für ihre Kinder, wie Pflegende ihre Zeit und Kraft einsetzen für Hilfsbedürftige.  Die Gottesfreundschaft, von der das Evangelium spricht, könnte eigentlich das Leben überhaupt prägen: „Der eine lebt vom anderen, der eine lebt für den anderen, allein soll keiner sein." Die Angst, zu kurz zu kommen, hätte keine Chance, und die Diktatur der Selbstbehauptung hätte ein Ende. Heiliger Maximilian Kolbe, bitte für uns!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13597
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