SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Was ist ihnen heilig?" In einem Dokumentarfilm wird ganz unterschiedlichen Menschen diese Frage gestellt. Menschen auf der Straße, auf dem Weg zur Arbeit, beim abendlichen Ausgehen. Aber auch Menschen in Kirchen, Synagogen und Moscheen. Die Antworten sind so bunt und unterschiedlich wie die Menschen, die sie geben. Und fast immer haben sie mit dem konkreten Leben dieser Menschen zu tun. Heilig, so scheint es, ist immer das, was mir ganz besonders wichtig ist. Etwas, das mein Leben bestimmt, woran mein Herz hängt. „Heilig ist mir mein Sohn", sagt da etwa ein Mann, der um das Besuchsrecht für sein Kind kämpft.
Interessant finde ich, dass die meisten Befragten etwas heilig nennen, was mit anderen Menschen zu tun hat. Schönes, aber auch Trauriges. Heilig ist offenbar vor allem das, was zwischen uns geschieht. „Jeder Mensch ist heilig, ohne Ausnahme", meint denn auch ein Muslim im Film. Heilig - für die Bibel ist das der Ort, wo Gott ist.
Ich glaube, das Heilige ereignet sich oft in ganz besonderen Augenblicken, die wir erleben. Momente, die uns berühren und die dann noch in uns nachklingen. Heilige Momente des Alltags. Die Gedanken eines Polizisten haben mir darum gut gefallen. Ein solch heiliger Moment ist es für ihn nämlich, wenn er seine Uniform anzieht. Ein tägliches Ritual, das aus dem Privatmann jenen Menschen macht, der nun ganz bewusst für Andere da sein wird. Um Menschen zu helfen, die in Not geraten sind. Oder um die Ordnung zu schützen, die wir fürs Zusammenleben brauchen. Es kann sie tatsächlich jeden Tag geben, diese kleinen Augenblicke des Heiligen mitten im Alltag. Auch heute wieder.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13595
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