SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wir müssen umziehen. Das Haus, in dem unsere Hochschulgemeinde jahrelang untergebracht war, soll verkauft werden. Die Zimmer sind ausgeräumt. An den leeren Wänden sind dunkle Ränder zu sehen. Dort wo die Bilder gehangen haben. Es heißt Abschied nehmen. Abschied von Räumen, die mal so was wie Heimat waren. Umzüge haben für mich immer etwas Bedrückendes an sich. Auch dann, wenn sie noch so professionell gemanagt werden. Dabei sind es nicht die Berge von Kisten, die erst gepackt und dann wieder entleert werden müssen. Auch nicht das Chaos, das danach herrscht, bis alles an seinem Platz ist. Nein, bei jedem Umzug bleibt immer ein Stück vom Leben zurück. Deshalb ist jeder Umzug auch ein Einschnitt, eine Einübung in die Vergänglichkeit. In die Kunst, loslassen zu können.
Genau genommen durchzieht die ja mein ganzes Leben. Da gibt's ja keinen Augenblick, den ich festhalten kann. Keine einzige Sekunde, die jemals zurückkommt. Keine, die ich ein zweites Mal erleben werde. Für manche ist das Leben darum wie ein Fluß, der Tag um Tag dahinfließt. So ein Umzug nach etlichen Jahren ist dann so eine Art Wasserfall. Das Leben stürzt gewissermaßen in ein neues Bett. Es gibt ein paar Turbulenzen. Aber nach kurzer Weile fließt es auch wieder weiter. Mehr oder weniger ruhig, bis zum nächsten Einschnitt. Nun endet aber nicht nur jeder Fluß, sondern auch mein Leben irgendwann einmal. Dann heißt es endgültig Abschied nehmen. Als Christ hoffe ich natürlich, dass mein Leben dann in Gott mündet. Und bis es soweit ist, ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn ich mich vorher schon mal ein wenig eingeübt habe -  ins Loslassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13591
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