SWR3 Gedanken

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„Mit dem Essen spielt man nicht"! Als Kind habe ich diesen Satz manchmal gehört. Seit dieser Zeit jedenfalls habe ich eine gewisse Ehrfurcht vor Nahrungsmitteln. Noch heute fällt es mir schwer, Brot, das ungenießbar geworden ist, in die Mülltonne zu werfen. „Mit dem Essen spielt man nicht"! So heißt auch eine Kampagne des kirchlichen Hilfswerks Misereror. Da geht es allerdings nicht um Kinderspiele mit Erbsen und Kartoffelpüree. Um die Jahrtausendwende fiel eine wichtige Beschränkung an den sogenannten Warenterminbörsen weg. Die Händler durften nun mit unbegrenzten Mengen an Rohstoffen spekulieren. Damit begann freilich auch das, was Misereor und andere heute so sehr kritisieren: Die Zockerei mit Lebensmitteln. Die Spekulation mit Mais und Soja, Weizen oder Reis. Grundnahrungsmittel, an denen das Leben von Milliarden Menschen hängt. Sie führt nicht nur zu starken Preisschwankungen, sondern oft auch zu steigenden Preisen für die lebenswichtigen Produkte. Erschwerend hinzu kommt eine weiter wachsenden Weltbevölkerung und immer unsicherer werdender Ernten. Experten erwarten, dass sich die Lage in den nächsten Jahren verschärfen wird. Dürren werden zunehmen und Getreide wahrscheinlich knapper und teurer. Goldene Zeiten für Rohstoffspekulanten und ihre Geschäfte. Treffen wird es aber wie immer die Ärmsten der Armen. Menschen in Entwicklungsländern, die schon heute bis zur Hälfte ihres Einkommens für Nahrung ausgeben müssen. Es könnte in Zukunft noch viel mehr werden. Spekulation mit Nahrungsmitteln ist darum auch ein Geschäft mit dem Hunger.
Höchste Zeit für die Politik, finde ich, dem Treiben international Grenzen zu setzen. Denn mit dem Essen anderer Menschen spielt man nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13589
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