SWR2 Wort zum Tag

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Was ist ein gutes Land? Und woran erkennt man das eigentlich?
In der Bibel wird das Land, in das Israel ziehen soll, so angepriesen:
„Gott, führt dich in ... ein Land, darin Bäche und Brunnen und Seen sind...,ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gib..." (5.Mose 8,7-8)
Und in der Tat: So ist das Land zwischen Jordan und Mittelmeer: Regen, Bäche und Brunnen. Wasser von oben und unten. Getreide, Obst und Wein gedeihen dort. Dies zu bebauen und von seinen Früchten zu leben, bedeutet richtig Arbeit. Also: Kein Schlaraffenland. Und auch kein Land, das vor übermäßiger Üppigkeit strotzt. Kein Premiumland. Kein besseres Land, aber ein gutes Land. Denn das ist das entscheidende Kriterium. „Nichts von allem wird dir mangeln".  (5.Mose 8,9)Das ist der Charme des guten Landes: Davon satt werden können. Das ist Gottes Verheißung.
Mir fiel auf: In so einem Land lebe ich eigentlich auch.
Gut, das mit den Oliven, Granatäpfeln und Feigen klappt nicht so ganz.
Dafür sehe ich Tomaten und Kartoffeln gedeihen, Mais und Obstbäume aller Art.
Was für eine Fruchtbarkeit der Erde! Eine wahre Pracht.
Besonders in diesen Wochen, da das Parfüm der reifen Früchte die Luft erfüllt.
Das Land an Neckar und Rhein kann uns gut ernähren.
Und auch Völker in anderen Regionen mit anderem Klima und anderen Früchten, können das so sagen: „Wir leben in einem Land, wo uns nichts mangelt."
Mir ist das ein Trost.
Denn es könnte ja sein - dass eines Tages einmal Nahrungsmittel und Futtermittel zu uns nicht mehr per LKW, Bahn, Flugzeug oder Schiff über weite Strecken  transportiert werden.
Es könnte ja sein, dass es einmal keine eingeflogenen Bohnen aus Kenia mehr zu kaufen gibt, keine Zwiebeln aus Neuseeland, keine Äpfel aus Südafrika oder Kartoffeln aus Ägypten.
Es könnte ja sein, dass Menschen wieder mehr von den Früchten leben, die vor Ort gedeihen.
Da ist mir die Fruchtbarkeit der Erde hier und anderswo eine große Hoffnung, ein Schutz auch gegen weltweite Verteilungskämpfe, denke ich.
Ich freue mich, dass Landwirte dieses gute Land hier bebauen.
Vielleicht werden es einmal wieder mehr, vielleicht gibt es einmal bei uns einen so intensiven stadtnahen Gartenbau wie in der Toskana oder in anderen Regionen Europas.
Arbeit für Menschen - und Brot und Wein für alle -
zu gerechten Preisen, die die Landwirte und Obstbauern ernähren,
„damit nichts von allem mangelt."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13570
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