SWR2 Wort zum Tag

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Gott kann seine Meinung ändern. Das haben Menschen erfahren, davon haben sie erzählt. Kann eine Entscheidung überdenken, wie einer, der liebt und die Liebe nicht aufgibt.
Eine eindrückliche, auch schwierige Erzählung (1. Moses 6-8) dazu findet sich in den ersten Kapiteln der Bibel. Ich lese sie von ihrem Ende her: Von dem Gedanken her, dass Gott aus Liebe und Mitleid seinen Entschluss zum Gericht über die Welt verwirft und neu anfängt.
In der Urgeschichte, der Geschichte vom Werden der Welt, wird davon erzählt, wie sich die Menschen, die Geschöpfe Gottes, am liebsten an Gottes Stelle setzen würden. Das tun sie durch Betrug, Sich-Gegenseitig-Überlisten, Mord und Totschlag. Menschen wollen über andere herrschen.
Gott aber hat das Glück und das Wohlergehen seiner Geschöpfe im Sinn. Er liebt sie. Alles war sehr gut, heißt es am Abend eines jeden Schöpfungstages. In dieser sehr guten Schöpfung sollten die Menschen mit ihren gottebenbildlichen Begabungen einander dienen. Doch der Schöpfer der Welt muss erleben, dass die Bosheit und Gier der Menschen seine Schöpfung zu zerstören drohen. Der Erzähler sagt: Es reut ihn, dass er sie gemacht hat, es bekümmert ihn bis ins Herz hinein.
Gott beschließt: Damit ist Schluss, mit dieser missglückten Menschenschöpfung: Das Ur-Meer, aus dem er die Welt herausgehoben und sie zur bewohnbaren Erde gemacht hatte, soll alles wieder bedecken. Gott richtet. Aber Gott leidet auch mit seiner Schöpfung. Deshalb sorgt er dafür, dass eine Arche gebaut wird, in sie retten sich Mensch und Tier, von jedem ein Paar. Wie in eine Gebärmutter, aus der zur rechten Zeit neues Leben hervorgehen wird.
Als das Meer fast alles bedeckt hat und der chaotische Regen endlich aufhört, öffnet sich die Arche auf einem letzten Flecken bewohnbarer Erde. Das Erste, was die Geschöpfe, auch der Mensch, tun, ist: Sie danken Gott, dass er ihnen das Leben schenkt. Und wieder wählt der Erzähler die Worte: Gott ist im Herzen berührt. Soll er noch einmal mit ihnen beginnen? Ihnen, denen seine Liebe galt, und die ihn so bitter enttäuscht hatten? Ja. Gott verspricht, seine Schöpfung zu erhalten, auch wenn die Menschen nicht so leben, wie er es sich erdacht hat.
Wenn ich diese Geschichte von ihrem Ende her lese, verstehe ich: Das Wesen Gottes ist Liebe. Selbst wenn das Tun der Menschen dieser Liebe widerspricht, bleibt sie bestehen. Sie ist ewig. Ja, Gott kann seine Meinung ändern. Aus Liebe und Mitleid.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13568
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