SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Mein Sohn hat einen guten Fußballtrainer. Ich denke, ich kann das beurteilen. Denn ich habe in den letzten Jahren viele Trainer vom Spielfeldrand aus beobachten können. Da gibt es die unterschiedlichsten Typen. Es gibt die Lauten, die ihre Mannschaft förmlich zum Sieg schreien und am Spielende ganz heiser sind. Und es gibt die eher Ruhigeren, die genau beobachten und sich ihre Worte für die Ansprache in der Halbzeitpause aufheben.
Der Trainer meines Sohnes gehört zu den Ruhigen. Ich bewundere ihn. Auch weil er zu seiner Mannschaft steht, auch wenn die verloren hat. Die Schuld für die Niederlage sucht er nie bei einzelnen Spielern. Er ist der Meinung: Eine Mannschaft gewinnt zusammen und sie verliert zusammen. Natürlich muss er die Schwachpunkte im Spiel seiner Mannschaft benennen. Aber er tut das nie auf verletzende Art und Weise. Nach einer Niederlage hat er für jeden erst einmal ein gutes Wort, das tröstet und wieder aufrichtet. Und die besonders Enttäuschten nimmt er sogar auch einmal in den Arm.
Ich finde seine Haltung vorbildlich. Seine Jungs können viel von ihm lernen, meine ich, auch fürs spätere Leben. Zum Beispiel, wie man mit Niederlagen umgeht. Denn die gibt es auch im Leben. Dann ist es wichtig, den Kopf nicht hängen zu lassen, sondern sich aufzurappeln und mit neuen Vorsätzen weiterzumachen. Und die Jungs lernen auch, wie heilsam gute Worte sein können. Die bauen auf. Ätzende Kritik dagegen: die macht einen fertig.
Mein Sohn hört nun mit dem Fußballspielen auf. Das finde ich schade. Die Vorbereitung auf seine Schulabschlussprüfung macht das nötig. Sieben Jahre hatte er diesen guten Trainer. Den wird er nicht vergessen, glaube ich. Ich hoffe, mein Sohn wird auch später Vorbildern begegnen, an denen er sich orientieren kann. Vielleicht wird er ja auch selber für andere zu einem Vorbild. Zum Beispiel, in dem er ein gutes Wort bereithält für den, der gerade eine Niederlage verkraften muss. Denn gute Wort bauen auf. Das findet schon die Bibel, wenn sie sagt: „Halte fest am Vorbild der heilsamen Worte.“  (2. Tim. 1,13)

 

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