Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“
An diesen Satz von Herrmann Hesse musste ich denken, als ich sie sah. Claudia- ich nenne sie mal so - hat ihren sicheren Job bei einer Schweizer Bank gekündigt. Dann hat sie ihre Wohnung aufgegeben, ihre Sachen bei ihrer Mutter untergestellt und hat sich auf eine Weltreise gemacht. Ein neues Leben wollte sie anfangen und diese Reise sollte ihr dabei helfen, es zu finden.
Ich konnte es erst gar nicht glauben. Geht das- so radikal neu anfangen?
Manche haben gar nicht die Wahl. Die müssen neu anfangen. Wenn der liebste Mensch, den sie hatten, gestorben ist. Oder wenn er einen betrogen hat. Oder wenn der Job unwiderruflich weg ist. Dann steht man unwiderruflich an einem Ende. Muss irgendwie neu anfangen. Und meint, man wäre der einzige Mensch auf der Welt, dem es so geht.
Aber man muss nur mal die Bibel aufschlagen. Die ist voller Anfänger!
Nicht unbedingt Weltenbummler wie Claudia. Aber doch Leute mit einem Bruch in der Lebenslinie. Die Jünger Jesu geben ja alle ihre Berufe auf, verlassen ihre Familien, um mit Jesus durchs Land zu ziehen. Man stelle sich die Familiendramen vor! Oder der Oberzöllner Zachäus. Der beendet seine professionelle Abzocke und gibt sein Vermögen an die zurück, von denen er es genommen hatte. Was hat ihn so verzaubert? Und Claudia und all die Anderen?
Ich glaube, es war das Erwachen einer Sehnsucht. Die Sehnsucht nach einem wirklichen, einem erfüllten Leben.
„Ich bin gekommen, dass ihr das Leben habt, und zwar in Fülle.“ Jesus hat das gesagt. Dein Leben hat ein Ziel. Gott hat etwas mit dir vor. Spürst du es nicht? Es ist doch schon da. In deiner Sehnsucht wartet es darauf, dass du es wahr machst.
Ach ja, Claudia hat mir übrigens inzwischen geschrieben. Aus Bali. Sie staunt, wie gut es ihr geht. Jeden Morgen zündet sie eine Kerze an und betet. Sogar für mich. Und am Ende sagt sie immer dasselbe: „Danke Gott, für alles, was ich gestern gesehen habe. Du allein weißt, was heute dran ist. Zeig mir bitte nur den einen Schritt, den ich zu gehen habe. Danke, dass du da bist. So, und jetzt kann es losgehen. Amen.“
https://www.kirche-im-swr.de/?m=135
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