SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Dehaam is dehaam.
Für die Nicht-Kurpfälzer unter uns gleich die Übersetzung:
Daheim ist daheim.
Dehaam is dehaam. So habe ich es in großen Buchstaben an einer Hauswand gesehen. Schön im Dialekt.
Wo ich verstehe und verstanden werde - da fühle ich mich daheim. Das gilt für die Sprache, für die Mundart. Aber natürlich geht das auch darüber hinaus: daheim fühl ich mich, wo Menschen sind, die mir vertraut sind, zu denen ich dazugehöre. Ich bin ein paar Mal umgezogen. Es hat immer Zeit gebraucht, mich wieder einzuleben. Und es hat offene, freundliche Menschen gebraucht, damit ich wieder spüren konnte: Hier gehöre ich hin!
Daheim ist daheim.
Dass der Spruch an einer Hauswand steht, ist kein Zufall: zum Daheimsein gehört ein vertrautes Fleckchen Erde. Mein Zuhause. Das alte Treppenhaus mit dem ganz eigenen Geruch, die Blumen auf dem Balkon, mein Lieblings-Sessel, die Musik, die ich so gerne hör, mein altes Fahrrad, das an der Hauswand lehnt. Und natürlich weiß ich, welche Dielen wo knarren. Daheim ist daheim.
In der Bibel heißt es, dass ich mich auch bei Gott daheim fühlen kann.
Daheim sein bei Gott. Das heißt für mich:
Aufgehoben sein.
Ein Dach über dem Kopf haben - auch für das, was mich beschäftigt, und für das, was mich beelendet.
Ihm nicht erklären müssen, was ich nicht erklären kann.
Mich fallen lassen können und aufgefangen werden.
Geborgen sein.
Mit Staub an den Füßen und Lärm im Kopf ankommen dürfen.
Bei Gott einfach willkommen sein. Mit allem.
Wissen: Da gehör ich hin. Da gehör ich dazu. Zu diesem Gott.
Auch wenn ich hin und wieder fremdle und ihn neu entdecken muss.
Auch damit kann ich bei ihm ankommen.
Daheim ist daheim.
Dehaam is dehaam.
Ein bisschen irritiert war ich dann, als ich diesen Spruch ganz woanders gelesen habe. Nicht auf einer Hauswand, sondern auf einem Grabstein. Im Vorbeigehen war ich erst sicher, dass ich mich verlesen habe - aber da stand tatsächlich: Dehaam is dehaam.
Ein ungewöhnlicher Gedanke! Obwohl, so ungewöhnlich dann doch wieder nicht. Genau genommen stammt er auch aus der Bibel. Daheim ankommen, bei Gott ankommen: damit wird da öfter mal das Ende unseres Lebensweges beschrieben. Ein schönes Bild. Das hat was.
Aber so eilig habe ich es damit noch nicht.
Für jetzt reicht es mir völlig, hier daheim zu sein, und mich darüber zu freuen.
Daheim ist daheim.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13498
weiterlesen...