SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Um Himmels willen! Nein, ich will nicht von ein paar frommen und verrückten Ordensfrauen aus dem Fernsehen reden , sondern von Hoffnungen, Hoffnungen für Sie, für mich, so wie wir heute morgen da sind, mit unseren vielen Lebensgeschichten. Und vor allem davon, dass sich Hoffnung verknüpfen kann mit dem Himmel. Daß die Himmelfahrt Christi uns Hoffnung machen kann. Nicht, dass ich Ihnen und mir jetzt auch gleich eine fröhliche Himmelfahrt wünsche – das hat wirklich noch Zeit. Auch nicht so, dass wir alle Hoffnung auf den Himmel setzen, nur auf den Himmel, und das jetzige Leben bedeutungslos wird. Wenns uns nur später mal gut geht, dann ist es egal, ob ich jetzt krank bin, arbeitslos oder noch andere Sorgen habe. So nicht.
Christen feiern die Himmelfahrt Jesu als ein Fest. Und lesen heute die biblischen Texte, die davon erzählen. Jesus wird aufgenommen zu Gott – die Bibel erzählt dabei von einer Wolke, die Wolke ist ein Bild für Gott. Er wird erhöht zur Rechten Gottes. Dieser Jesus, von dem die Bibel vorher auch sehr viel an Scheitern erzählt hatte. Menschen nehmen seine Predigt nicht an. Die Jünger verlassen ihn, einer verrät ihn sogar. Er wird gequält, er fühlt sich von Gott verlassen, schwitzt Blut vor Todesangst und abgrundtiefer Einsamkeit, leidet furchtbare Schmerzen und stirbt wie ein Verbrecher am Kreuz., und die Frauen und sein Jünger Johannes, die unten stehen, können ihm auch nicht helfen. Dieser Jesus wird aufgenommen zu Gott. Dieser Jesus fährt auf in den Himmel. Das heißt doch: er gelangt an das Ziel seines Lebens. Für ihn, der durch die Hölle gegangen ist, öffnet sich der Himmel. In seinem Leben beschreibt die Bibel alles: das tiefste Leid und das höchste Glück. Und sie sieht in Jesus, in seinem Leben, unseren Weg vorgezeichnet.
Was steht ihr da, und schaut zum Himmel empor, sagen die Engel zu den Leuten, die bei der Himmelfahrt Jesu dabei sind. Und schicken sie zurück ins normale Leben. Ausgestattet mit dem, was sie erlebt haben: Daß der, der durch die Tiefe gegangen ist, jetzt oben ist. Er hat das Ziel seines Lebens erreicht.
Leben um Himmels willen – jetzt leben mit der Hoffnung auf den eigenen Himmel, darauf, dass das eigene schwere, verrückte, wechselvolle, dunkle Leben voller Fragezeichen mit einer Aussicht gelebt werden kann, mit einem Ausblick, einem Aufblick. Es gibt keine Antwort auf die Frage, warum unser Leben hier oft so entsetzlich schwer ist. Was es gibt, ist dieser Ausblick: Ihr lebt auf den Himmel zu. Lebt jetzt schon mit der Hoffnung auf diesen Himmel im Herzen.
In einem der biblischen Texte für heute heißt es: Der Gott Jesu Christi erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid! Liebe Hörerinnen, liebe Hörer, ich denke, dass ich, dass Sie längst noch nicht alles gesehen und erkannt haben, was es zu hoffen gibt, und ich würde es gern besser sehen und daraus Kraft finden zum Leben, mehr Kraft, auch mehr Freude, in allem was ist.
Alles wovon ich jetzt rede, ist – Hoffnung – nicht Gewissheit. Das wäre Betrug. Aber wir haben für diese Hoffnung die starken Zeugnisse von Menschen, die vor uns geglaubt haben. Wir haben Ahnungen und Gewissheiten im eigenen Herzen. Und auf dies alles sollten wir aufmerksam sein. Um Himmels willen, besser noch: um unserer selbst willen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Feiertag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1349
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