SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

«Wir können lebendige Steine sein, die etwas bewegen: Gewissermaßen Rolling Stones im Namen des Herrn», so Kirsten Fehrs, evangelisch-lutherische Bischöfin in Hamburg. Schon der Anlaß für diese Worte war bewegend: Die Einweihung der ökumenischen Kirche im neuen Hamburger Stadtteil Hafencity vor knapp vier Wochen. Eine Kapelle und ein ganzes Zentrum, getragen von 19 Konfessionen, und bei der Einweihung spielte der jüdische Musiker Giora Feidmann. Schon seit 2008 gab es in der Hamburger Hafencity eine provisorische ökumenische Kapelle in einem Container. Denn die Kirchen wollten von Anfang an präsent sein, während dieser neue Stadtteil gebaut wurde. Hier sollen ca. 12000 Wohnungen und über 40000 neue Arbeitsplätze entstehen.
An der neuen Kapelle ist draußen ein grünes kreuz, innen finden sich Zeichen der einzelnen Konfessionen, so etwa eine Reliquie des heiligen Laurentius als römisch-katholische Gabe, drei Ikonen, Bibeln in den Sprachen der Russisch-Orthodoxen, der Anglikaner und der dänischen Seemannskirchen. Der Altar besteht aus einer Schiffsplanke. In der Hafencity wächst die Stadt aufs Wasser zu, und die Kirchen haben angedockt. Mit der Kapelle und mit dem sie umgebenden mehrstöckigen Gebäude. Hier ist z.B. ein Zentrum mit Informationen zu allen Hamburger Kirchen, ein Café mit fair gehandelten Waren, außerdem gibt es hier bezahlbare Mietwohnungen. Und hier leben 30 Menschen in einer ökumenischen Gemeinschaft zusammen. Paare, Singles, Menschen verschiedenen Alters. Sie beten täglich zusammen, essen möglichst gemeinsam, teilen ihr Einkommen und nehmen Gäste auf, für kürzere oder längere Zeit. Und sie leben mit denen, die hier wohnen, arbeiten oder als Touristen flanieren und tun das erkennbar als Christen. Sie suchen auch das Gespräch mit Firmen und Unternehmen, die sich hier ansiedeln. Sprechen über Arbeitsbedingungen in Hamburg und in Übersee. Jemand hat diese Kirche zwischen Baukränen, Kiesbergen und Luxuswohnungen eine Zukunftswerkstatt genannt. Weil hier eine Kirche in einem gemeinsamen Haus lebt. In lebendiger Vielfalt. Weil sie Menschen zu Gebet und Gottesdienst einlädt. Und sich mitverantwortlich fühlt für das, was um sie herum passiert. Das dient jetzt den Menschen, und es wird auch manchen Stein ins Rollen bringen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13469
weiterlesen...