Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Katholiken und Demonstration – das passt richtig gut zusammen. In gut zwei Wochen ist es wieder soweit. Dann ist Fronleichnam – und da gehen Katholikinnen und Katholiken für ihren Glauben auf die Straße. Zeigen, was ihnen wichtig ist. Glaube und Demonstration – ich hab das dieses Jahr schon mal vor Fronleichnam miteinander verbunden. Vor kurzem bin ich demonstrieren gegangen gegen das Kohlekraftwerk, das in Mainz gebaut werden soll. Kohlekraftwerk und christlicher Glauben – was hat das denn nun miteinan-der zu tun? Das fragen mich fromme Katholiken – aber auch Kirchenkritische, für die Glauben eigentlich nichts ist als private Frömmigkeit.
Aber für mich ist mein Glaube nicht privat. Persönlich ja – aber nicht privat. Mein Glaube findet nicht abgeriegelt statt von meinem ganz normalen Leben in Gesellschaft und Poli-tik. Er gehört dazu – und er hat eben auch ganz konkret Auswirkungen auf mein Denken und Handeln. Zum Beispiel eben auf die Frage, wie ich zum Kohlekraftwerk stehe. Ich will die Schöpfung bewahren, ich will gerecht leben gegenüber den Menschen anderer Länder und zukünftiger Generationen: Das sind für mich die wichtigsten Argumente in der Dis-kussion. Deswegen bin ich gegen die Kohle. Die katholischen deutschen Bischöfe übri-gens auch. In ihrem Klimapapier vom letzten Herbst schreiben sie: „Der fossile Pfad der Energiegewinnung muss aus Gründen der Nachhaltigkeit zugunsten erneuerbarer Ener-gien verlassen werden.“ (Die deutschen Bischöfe: Der Klimawandel: Brennpunkt globaler, intergenerationeller und ökologischer Gerechtigkeit. Bonn September 2006, S. 50) Klarer Standpunkt, gut begründet – ich kann’s zum Nachlesen nur empfehlen.
Auch die Bischöfe machen klar: Die Energiefrage ist nicht irgendein politisches Thema, das mit Glauben nichts zu tun hat. Im Grunde fängt die Frage nach der Kohle und dem Klima sogar schon auf den ersten Seiten der Bibel an. Da heißt es: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. … Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.“ (Genesis 1/ 1 Mose 1; vgl. Die deutschen Bischöfe.. S. 5) Die Schöpfung ist gut gemacht – und jetzt kommt es darauf an, was ich als Mensch weiter aus ihr mache. Wie ich mit ihr um-gehe. Für mich heißt das vor allem: Energiesparen. Aber manchmal eben auch: De-monstrieren gehen. Und das dann sogar schon mal vier Wochen vor Fronleichnam.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1343
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