Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Vielleicht hat der Papst ja Pia getroffen. Denn Pia lebt in Brasilien, seit über zwei Jahren schon. Sie ist dort „Missionarin auf Zeit“. Und Benedikt XVI. ist gestern vor einer Woche aus Brasilien zurückgekommen. Bestimmt hat er in den vier Tagen in Südamerika un-glaublich viele Erfahrungen gemacht und Menschen getroffen. Ich wünsche ihm, dass auch Menschen wie Pia dabei waren.
Ich kenne Pia vom Theologiestudium. Im Frühjahr 2005 ist sie nach Brasilien gegangen. Seitdem erzählt sie per Email-Rundbrief von ihrem Leben und Arbeiten in ihrer Basisge-meinde im Norden des Landes. Ich selbst war noch nie in Brasilien. Aber durch Pia habe ich trotzdem das Gefühl, ein bisschen von diesem Land zu kennen. Mit ihm verbunden zu sein. Wenn ich ihre Briefe lese, dann denke ich oft: Wie leicht und ungefährlich ist es doch, hier in Deutschland meinen Glauben zu leben – und wie wenig konsequent tue ich es eigentlich. In Brasilien setzen sich Pia und ihre Gemeinde zum Beispiel für den Um-weltschutz und gegen die Abholzung des Regenwalds ein. Menschen, die das aus christli-cher Überzeugung tun, werden in Brasilien bedroht – eine amerikanische Ordensschwes-ter ist vor zwei Jahren ermordet worden. Und gefährlich ist auch Pias eigentlicher Ar-beitsschwerpunkt: die Gefängnispastoral. Nicht etwa nur wegen der Gefängnisinsassen – sondern auch wegen der Gefängniswärter, der Polizei, der Richter. Bei uns in Deutschland sorgen sie für die Sicherheit. In Brasilien aber schlagen und foltern sie Gefangene, schie-ßen auf sie. Richter verschleppen Anzeigen und Prozesse. Recht und Gerechtigkeit, wie ich sie hier so selbstverständlich genieße, gibt es in Brasilien nicht – und deshalb muss man sich dafür einsetzen.
Pia setzt sich ein, aus ihrem Glauben heraus. Sie schreibt in einer Email: „Der Einsatz gegen Folter, für Gerechtigkeit und Menschenrechte braucht unheimlich viel Geduld, Durchhaltevermögen und Mut. Ich kann die Kraft zu all dem nur aus dem Glauben schöp-fen.“ Ich staune, wenn ich das lese. Und ich wünsche mir etwas von dieser Glaubenskraft und diesem Mut auch für mein Leben hier in Deutschland.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1342
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