Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wer aufhört zu träumen, hört auf zu leben
„Nur wer träumt, steht mit beiden Beinen mitten im Leben" - so lautet ein altes Sprichwort. Na klar, wer Träume hat, hat Hoffnung. Und wer Hoffnung hat, schaut nach vorne, beginnt seinen Tag fröhlich und hat oft ein frohes Lied auf den Lippen. Träume gehören zum Leben, wie die Luft zum Atmen.
„Träume sind Schäume" - so lautet ein anderes Sprichwort. Passt das nicht viel mehr zu meinem Alltag? Denn wie viele Träume haben sich nicht oder noch nicht erfüllt. Wo ist sie, die wunderbare Zukunft, die ich mir erträumt habe? Was von all dem hat sich schon erfüllt? Sollte ich nicht doch lieber mit dem Träumen aufhören?
Dann lese ich von Josef, einem alten Träumer in der Bibel. Er träumt davon, einmal eine wichtige Person zu sein, Macht zu haben und Verantwortung für andere zu tragen. Er ist so überzeugt von diesen Träumen, dass er sich jetzt schon mächtig fühlt. Aber das ärgert seine Brüder und sie verkaufen ihn als Sklaven nach Ägypten. Seine Träume scheinen ausgeträumt. Doch es sind wieder Träume, die ihn retten. Es sind die Träume des Pharao. Denn der Pharao versteht seine Träume nicht und bekommt einen großen Schrecken. Doch Josef weiß, welche Wahrheit in diesen Träumen steckt und was zu tun ist. Aus Dankbarkeit für diese wunderbare Botschaft ernennt der Pharao Josef zu seinem Verwalter. Und auf einmal erfüllen sich auch seine ursprünglichen Träume von Macht und Verantwortung.
„Nur wer träumt, steht mit beiden Beinen mitten im Leben" - Josef hat weiter geträumt und nicht aufgegeben.
Vielleicht weil er an einen Gott glaubt, der auch ein großer Träumer ist. Auch heute träumt Gott von Frieden und Gerechtigkeit, von Freiheit und Gleichheit, von Liebe und Barmherzigkeit unter den Menschen. Gott verbindet unser alltägliches Leben mit seinen großen Visionen. In unseren Träumen leuchten sie auf.
Deshalb glaube ich: Gott möchte auch heute mit uns träumen. Von einer besseren Welt, von einem besseren Leben. Warum nur an dem kleben, was nun mal so ist? Wir können unsere Gedanken hinauswandern lassen - über die Grenzen und Ernüchterungen der Gegenwart. „Hör nicht auf zu träumen und lebe Deinen Traum", das ist Gottes Wunsch an uns für den heutigen Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13418
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