Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ins Meer eintauchen, sich von den Wellen tragen lassen. Ich finde das herrlich. Vielleicht erinnern Sie sich ja auch an so ein Gefühl von Ihrem letzten Strandurlaub. Vielleicht freuen Sie sich auch noch auf dieses Gefühl, denn der Urlaub liegt noch vor ihnen. Diese Weite, diese Freiheit!
Dietrich Bonhoeffer, der Pfarrer und Widerstandskämpfer im Dritten Reich, hat das auch erlebt. Er erinnert sich an einen Tag am Strand. Das Wasser der Ostsee ist kalt - es prickelt auf seiner Haut. Dann treibt er rücklings auf dem Wasser, schaut in den Himmel und genießt dieses Gefühl von Freiheit. Doch bald merkt er, dass ihn die Strömung erfasst. Er fängt an zu schwimmen, kämpft gegen die Strömung und weiß doch schnell, dass sie stärker ist. Also hört er auf zu schwimmen, stellt sich hin und watet zu Fuß wieder zurück zum Strand.
Am 20. Juli 1944, also heute vor 68 Jahren ist das Attentat gegen Hitler gescheitert. In der Folge ist Bonhoeffer mit anderen Mitgliedern der Gruppe um Stauffenberg verhaftet worden. Und nun sitzt er in seiner Zelle und erinnert sich an diesen einen Tag der Freiheit, als er in der Ostsee geschwommen ist. Er erinnert sich an diese Weite, diese Freiheit, die ihm jetzt genommen ist.
Und trotzdem wird dieser Tag an der Ostsee für ihn zum Sinnbild für sein Leben. Bonhoeffer hat die Freiheit geliebt. Sein Leben und Wirken wollte er ganz in den Dienst dieser Freiheit stellen. Eine Freiheit, die er nur von Gott her verstehen kann und will. Weil Gott der feste Boden unter seinen Füßen ist. Wie damals in der Ostsee, als die Strömung ihn ins offene Meer und in den Tod hinausziehen wollte.
Dietrich Bonhoeffer hat sich in seiner Gefangenschaft stets ein Stück seiner Freiheit bewahrt. Aufrecht sei er immer wieder aus seiner Zelle getreten und die Wärter hätten in großem Respekt von ihm gesprochen.
In Allem wusste er sich getragen und gehalten von dem allmächtigen und barmherzigen Gott. Ein Gott, der mir festen Boden unter den Füßen schenkt. Ein Gott, der für mich da ist, so dass ich mich auch einmal im Leben einfach nur treiben lassen kann. Ein Gott der zu mir sagt, Du bist mein Kind. Und so hält er in einer Schlusszeile seines Gedichtes aus der Gefangenschaft fest: Dein bin ich, oh Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13417
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