SWR3 Gedanken

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In einem kleinen Zoo in unserer Nähe gibt es Erdmännchen. Possierliche kleine Gesellen. In ihrer Heimat im südlichen Afrika leben sie in Kolonien von bis zu dreißig Tieren. Ein jedes wiegt ungefähr siebenhundert Gramm, leichte Beute für Füchse und Schakale. Aber im Angesicht des Feindes entfalten die Erdmännchen eine interessante Strategie.
Wenn Gefahr droht, rotten sich die Erdmännchen zusammen. Dicht gedrängt schwanken sie synchron hin und her. Dabei zischen und bellen sie. Auf diese Weise vermitteln sie dem Feind den Eindruck, dass es nicht um ungefähr dreißig einzelne Erdmännchen geht, sondern um ein einziges großes und gewaltiges Tier. Guter Trick.
Sich zusammentun und an einem Strang ziehen. Den Erdmännchen hilft das. Die Erdmännchen haben begriffen, dass sie gemeinsam stärker sind als allein. Dass sie nur gemeinsam überleben können.
Wir sind keine Erdmännchen. Wir sind Erdenmenschen. Unser Leben ist nicht bedroht von Füchsen und Schakalen. Unser Leben ist bedroht von anderen Dingen. Von Gier, von Gleichgültigkeit, von Gewalt.
Wir sind Erdenmenschen, wir sind Weltbürger. Die Frau, die in Syrien stirbt, ist unsere Schwester. Der Mann, der in Frankfurt unter einer Brücke lebt, ist unser Bruder. Das Kind, das in Afrika ein Gewehr trägt, ist unser Kind. Wir sind Weltbürger, wir sind Gotteskinder, wir sind Erdenmenschen. Und können lernen von den Erdmännchen.
An all dem Elend, das unser Leben bedroht, können wir nur dann etwas ändern, wenn wir uns zusammentun. Wenn wir an einem Strang ziehen, uns stark machen. Wenn wir zischen und bellen und uns gemeinsam in eine Richtung bewegen. Wenn wir unsere Meinung sagen und unseren Glauben leben. Wenn wir all den Füchsen und Schakalen zeigen, wer wir sind. Eine Gemeinschaft, die gemeinsam allen Raubtieren dieser Welt gewachsen ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13401
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