Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ich liebe den Strand. Das Meer, die Sonne. Aber ich hasse den Sand.
Sand ist so gemein. Er klebt an den Händen und im Gesicht, sogar in den Haaren und zwischen den Zehen. Im Strandkorb kratzt er meinen Rücken wund und knirscht zwischen den Zähnen, wenn ich das Eis meiner Kinder fertig essen muss. Wir schleppen ihn mit in die Ferienwohnung. Ich versuche ihn draußen zu halten, aber es nützt nichts. : „Widerstand ist zwecklos," sagt er zu mir, „du kannst nicht gewinnen."
Was macht man also, wenn man einen Kampf nicht gewinnen kann?
Die moderne Organisationsberatung kennt hier drei Möglichkeiten:
Change it, love it or leave it.
Ändere es, liebe es oder lass es.
Dass es den Sand überall gibt, kann ich nicht ändern.
Und lieben kann ich ihn auch nicht.
Und schließlich:  vom Strand ganz wegbleiben, das will ich auch nicht.
Was tun?
Die Bibel hat da noch eine Idee:
„Eine Hand voll Gelassenheit ist besser als beide Hände voll Mühe und Jagd nach Wind."
Gelassenheit also. Gegen den Sand zu kämpfen ist wie den Wind fangen zu wollen. Das ist wie im Regen trocken bleiben zu wollen. Oder in der Sonne nicht schwitzen zu wollen.
Den Sand kann ich nicht ändern. Die ganze Situation kann ich nicht ändern. Also fange ich bei mir selbst an. Alles, was ich brauche, ist eine neue Sicht der Dinge. Eine andere Perspektive. Eine Hand voll Gelassenheit eben.
Wenn ich mich also eincreme und der Sand kratzt mir die Haut, versuche ich es mit einer anderen Haltung: Ich stelle mir einfach vor, es wäre kostenloses Peeling.
Und wenn ich das nächste Mal den Sand zwischen meinen Zähnen spüre, dann stelle ich mir vor: das ist eine professionelle Zahnreinigung.
Das ist zwar auch nicht angenehm. Aber doch wenigstens für etwas gut.

Koh 4,6

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