SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Im Bergbau denkt man eher in Schichten,
wenn es um Arbeitszeiten und Arbeitstage geht.
Aber trotzdem - für das Saarland fängt mit diesem Montag
eine besonderer Woche an: die erste Arbeitswoche ohne, ganz ohne.
Am Samstag war die letzte Schicht.
Seit gestern fährt niemand mehr nach Untertage,
um Kohle aus dem Berg zu holen.

Kirchenglocken haben geläutet,
Politiker und Wirtschaftsleute
und Bischöfe und leitende Leute der anderen Kirchen waren da,
ein Gottesdienst vor Ort, eine Metten-Schicht sollte klar machen:
Hier geht mehr zu Ende als nur eine wirtschaftlich-technische Epoche.
Hier geht eine Tradition zu Ende - oder noch mehr.
Das Saarland ganz ohne Kohle-Zechen und Kumpels,
ohne Kokerei-Rauch und fast ohne Stahlwerke...
Zeit zum dran Gewöhnen hat es gegeben -
aber bis zuletzt auch Menschen, die es nicht glauben wollten.

Jetzt also fängt die Zeit danach an - jedenfalls nach dem Bergbau.
Politik und Industrie arbeiten dran,
dass es neue Arbeitsplätze gibt in neuen Betrieben.
Und trotzdem werden viele erst einmal noch trauern.
Sie haben ja mehr verloren als nur den Arbeitsplatz.
Bergleute waren und sind Männer mit einem besonders gefährlichen Beruf;
paar hundert Meter unter der Erde, tief im Dunkel des Gebirges,
jederzeit könnte alles Mögliche passieren...
Das hat eine besondere Sprache hervorgebracht -
und eine spezielle Solidarität, glaube ich.
Mehr jedenfalls als unter Kollegen sonst so herrscht.

Schon deswegen besteht Hoffnung:
Wer am Samstag solidarisch und feierlich getrauert hat,
wird auch heute und morgen zusammenhalten und gemeinsam neues schaffen.
Die Gemeinschaft wird stärker sein -
stärker jedenfalls als das Ende von Saarbergbau und Grube Ensdorf.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13347
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