SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Der 2. Juli trägt im kirchlichen Kalender einen eigenartigen Namen. Mariä Heimsuchung heißt dieser Tag. Er erinnert an den Besuch Marias, die mit Jesus schwanger ist, bei ihrer ebenfalls schwangeren Cousine Elisabeth. Davon erzählt das 1. Kapitel des Lukasevangeliums. In früheren Bibelübersetzungen heißt es übrigens nicht, dass die beiden Frauen schwanger waren, sondern man schrieb: sie sind gesegneten Leibes.
Maria kommt zu Elisabeth. Im deutschen Sprachraum hat dieses Fest wohl von Anfang an den Namen Mariä Heimsuchung gehabt. Ein ausgesprochen zweideutiger Name. Wir sprechen sonst von Heimsuchungen Gottes, heimgesucht wird man vom Schicksal, von Krankheit, von Plagen, von Zweifeln, von Feinden. Das Grimmsche Wörterbuch schreibt zum Stichwort Heimsuchung: eindringen in ein Haus als Friedensbrecher. Und es stimmt: Wer mich zu Hause aufsucht und die Ruhe und den Frieden stört, der trifft mich empfindlich. Eine Heimsuchung kann viel schlimmer sein als ein Unglück auf der Straße. Sie bedroht mein Daheimsein im Leben.
Dem Wort nach könnte sich ja auch etwas Positives dahinter verbergen. Dass jemand mich besucht - eingeladen oder auch überraschend - und in mein Haus, mein Zimmer, meinen eigenen inneren Bereich Frieden bringt, vielleicht etwas heilt, belebt oder heller macht.
Wenn ich aufgesucht werde, an den Orten, wo ich lebe, oder in den Wohnungen meines Herzens, dann rührt das immer an den Lebensnerv - es stärkt und stimuliert den Lebensnerv, oder es schwächt und irritiert ihn.
Der Besuch Marias bei Elisabeth ist eine Heimsuchung im wahrsten Sinne des Wortes. Die beiden Frauen begrüßen sich stürmisch, 3 Monate lang bleibt Maria bei ihrer Cousine, über vieles mögen sie da gesprochen haben: über ihr Leben, ihre Verwandtschaft, über die Zukunft ihrer beiden noch ungeborenen Kinder und darüber, welche Rolle Gott in all dem spielt. Und die heftigen Kindsbewegungen, von denen die Bibel erzählt, deuten darauf hin, dass die Ungeborenen sich schon beteiligen an diesem Austausch.
Das war der Kirche schon früh ein eigenes Fest wert: Maria besucht Elisabeth, und beide entdecken, dass sie heimgesucht sind von Gott, dass sie beide sagen können: ich bin gesegneten Leibes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13341
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