SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Wer langsam geht, kommt auch ans Ziel ... diesen Spruch fand ich als Kind ganz furchtbar. Vor allem deshalb, weil ihn mein Opa immer dann gesagt hat, wenn ich beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen immer nur Einsen gewürfelt habe. Eine eins nach der anderen - bis mich dann doch noch kurz vor dem Ziel jemand rausgeworfen hat. Und ich darauf warten musste, dass ich mit einer sechs wieder ins Spiel darf.
Mittlerweile habe ich allerdings die Erfahrung gemacht, dass mein Opa mit dem Spruch doch nicht so unrecht hatte. Denn es stimmt ja wirklich: Wer langsam geht kommt auch ans Ziel - und vor allem: man verliert dabei das Wesentliche nicht aus dem Blick.
Jesus war mit seinen Freunden immer langsam unterwegs - sie mussten ja überall zu Fuß hin. Sie hatten Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen. So hat Jesus ihnen oft auch unterwegs erklärt, wie er sich das Leben vorstellt. Wie er sich die Welt vorstellt, die Gott sich für uns Menschen wünscht. Einmal nimmt er die Blumen und die Vögel als ein Beispiel.[1] . Die Blumen sind einfach nur schön und trotzdem werden sie von Gott bestens versorgt, genau wie die Vögel.. Mit diesem Beispiel versucht Jesus seinen Freunden klarzumachen, dass viele Sorgen unnötig sind. Gott ist doch auch noch da, sagt er.. Der sorgt mit. Die Menschen dagegen fragen sich, was sie anziehen sollen oder wo sie morgen etwas zu Essen herbekommen können.
Das ist für Menschen wichtig - das weiß Jesus auch. Aber trotzdem: „Gott ist auch noch da. Er sorgt für uns mit."! Lasst Euch von euren Sorgen nicht auffressen.
Für mich heißt das: Wer langsam geht kommt auch ans Ziel. Ich fühle mich manchmal wie in so einem Hamsterrad. Ich renne und renne und übersehe dabei, was um mich herum passiert. Dass meine Kinder mit mir spielen möchten, dass es auf meinen täglichen Wegen so viel Schönes zu sehen gibt. Oder dass es einem Menschen in meiner unmittelbaren Nähe vielleicht gerade nicht so gut geht.
Vielleicht muss man wirklich Opa sein oder Oma, um das Langsamgehen ganz für sich anzunehmen. Aber manchmal hilft es ja schon, sich das immer mal wieder bewusst zu machen.
Wenn ich heute Mensch ärgere Dich nicht spiele denke ich jedenfalls gerne an meinen Opa zurück. Vor allem, wenn ich eine eins würfele, dann muss ich innerlich ein bisschen schmunzeln. Ärgern tu ich mich trotzdem -  ...


[1] Matthäus 6,29-32

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13339
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