SWR4 Abendgedanken

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Manchmal brauchen gute Dinge ihre Zeit. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. Das zeigt sich auch bei den Schutzpatronen der Stadt Rom: Petrus und Paulus. Heute feiert die katholische Kirche ihren Gedenktag. Die beiden waren sehr unterschiedliche Typen. Petrus war ein einfacher Fischer aus Galiläa, ohne Schulbildung, ein einfacher Mann aus dem Volk. Paulus dagegen, war sehr gebildet. Seine Briefe an die Kolosser, Epheser oder Korinther zeigen wie wortgewandt und klug er war. Manchmal muss ich seine theologischen Ausführungen zwei-, drei- Mal lesen, um den Inhalt auch wirklich zu verstehen. Aber eines haben sie gemeinsam. Sie hatten ursprünglich jeder einen anderen Namen: Petrus hieß ursprünglich Simon und Paulus hieß ursprünglich Saulus. Petrus war der Jünger, den Jesus als erstes berufen hat und damit einer, der ihm sehr nahe stand. Umso erstaunlicher finde ich, dass er Jesus drei Mal verleugnet hatte, als dieser gefangen genommen wurde. Das hinterlässt bis heute einen bitteren Nachgeschmack.
Trotzdem: Ich finde Petrus gerade deshalb sympathisch. Gerade er, auf dem Jesus seine Kirche aufbauen will, macht Fehler. Petrus heißt ja übersetzt „der Fels".  Petrus soll der erste Papst gewesen sein. Jesus hat sich also jemanden mit Schwächen auserwählt als Grundstein für seine Kirche. Das macht mir Hoffnung, dass ich nicht perfekt sein muss, um von Gott gerufen zu sein.
Auch Paulus kann keine blütenreine Biografie vorweisen. Er machte sich nämlich zunächst einen Namen als der „Christenverfolger Saulus von Tarsus". Doch nach seiner Bekehrung wird aus dem jüdischen Saulus der christliche Paulus. Er verbreitet ab da die christliche Botschaft im ganzen Mittelmeerraum.
So unterschiedlich Petrus und Paulus sind, sie haben einige Gemeinsamkeiten: Beide sollen in der Stadt Rom begraben sein, beiden haben sich um die Ausbreitung des Christentums bemüht. Beide haben aber auch Ecken und Kanten in ihren Lebensgeschichten. Und sie lassen sich von Gott verändern. Deutlich wird das daran, dass sich auch ihre Namen ändern: Vom Simon zum Petrus und vom Saulus zum Paulus.
Petrus und Paulus: auf den ersten Blick zwei imposante und machtvolle Männer. Was mich aber am meisten beeindruckt: Gott hat sie berufen trotz Schwächen und Fehlern.
Das macht mir Mut, denn es zeigt mir: Wer sich verändern lässt von Gott, kann trotzdem zu Großem berufen sein. Vielleicht auch erst beim zweiten Anlauf. Rom ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13324
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