Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Was geht in Menschen vor, die von Zehntausenden bejubelt und gefeiert werden? Wie etwa die Fußballstars jetzt gerade bei der Europameisterschaft? Oder die Musiker und Sänger auf den großen Bühnen dieser Welt? Was wären die Stars ohne ihre leidenschaftlichen Fans? Sie geben ihren Idolen das Gefühl: Ihr seid die Größten, Ihr seid die Besten! Und so baden die Stars in den Ovationen ihrer Anhänger. Auch Jesus hatte seine „Fans". Und das waren nicht nur seine unmittelbaren Jüngerinnen und Jünger, die mit ihm durch die Lande zogen. Immer wieder berichten die Evangelien, wie sich die Leute um Jesus scharten, wenn er ihnen vom Reich Gottes erzählte. Von der Freiheit der Kinder Gottes, von Gerechtigkeit, Versöhnung und einem allumfassenden Frieden. Das taten in jener Zeit viele Wanderprediger, aber bei Jesus war es etwas anderes. „Er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten" (Mk 1,22; Mt 7,29), so überliefert es das Neue Testament. Die Leute spürten: Jesus macht keine frommen Sprüche. Bei ihm stimmen Worte und Taten überein. Einmal unterbrach ihn eine begeisterte Zuhörerin: „Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat!" Das war ein Riesenkompliment für Jesus. Noch heute lobt man im Nahen Osten einen Menschen, indem man dessen Mutter lobt. Und wie reagiert der Mann aus Nazaret? Er antwortet: „Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen." (Lk 11,27-28) Nein, Jesus geht es nicht um sich. Er will nicht bewundert und verehrt werden. Alle Titel, die man ihm anträgt, lehnt er ab. Als die Menge ihn zum König ausrufen will, macht er sich aus dem Staub. Jesus geht es allein um die Sache Gottes. Im Vaterunser bringt er es auf einen kurzen Nenner: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden."  Diese Erde soll also dem Willen Gottes entsprechen. Das ist das Projekt Jesu: die Welt menschlicher zu machen. Alle sind zur Mitarbeit eingeladen, die das Evangelium begeistert aufnehmen. Das meint Jesus, wenn er der Frau antwortet: „Selig sind (...) die, die das Wort Gottes hören und es befolgen."  Der dänische Religionsphilosoph Sören Kierkegaard (1813-1855) hat es so formuliert: „Christus will keine Bewunderer, sondern Nachfolger."

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