SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ob eine Beziehung auf Dauer zusammen geht, kann man -glaube ich - auch daran ablesen, wie zwei zusammen gehen. Ob und wie sie zusammen gehen. Das klingt Ihnen zu theoretisch?
Mir ist der Gedanke gekommen bei einem Stadtbummel. Ein Paar ist mir aufgefallen, in ganz alltäglichen Situationen. Und irgendwie schien mir: So könnte es gehen, wenn es auf Dauer zusammen gehen soll.
Erste Situation: Ein großer Platz, Touristen, alle Kameras klicken auf den berühmten Dom. Bei den meisten geht es touristisch rasch. Da sind mir die beiden das erste Mal aufgefallen. Er probiert ausführlich mehrere Objektive, bis er endlich das Passende hat. Sie sitzt die ganze Zeit ruhig daneben, lässt ihn machen, wirkt auch nicht ungeduldig. Mischt sich nicht ein, ist aber durchaus nicht desinteressiert. Nach den Fotos ziehen die beiden Arm in Arm weiter.
In der Fußgängerzone sehe ich sie wieder: Vor dem Schaufenster eines Goldschmieds. Sie studiert fasziniert die Auslagen. Er schaut ihr über die Schulter. Nimmt anscheinend Anteil, weil sie so viel Spaß daran hat.
Die dritte Situation: Ein Pflasterweg. Holprig und sehr steil geht es bergab. Er geht zuerst zügig vornweg. Sie hat die falschen Schuhe an und geht zögerlich und unsicher hinterher. Als er das merkt, reicht er ihr den Arm bis der Weg wieder leichter wird.
Ist es nicht so, wenn es in einer Beziehung auf Dauer zusammen gehen soll? Man ist nicht in allem gleich gut und gleich schnell. Man interessiert sich nicht für dieselben Dinge. Das würde auch langweilig, wenn man sich zu gleich wäre. Die Kunst des Zusammenbleibens ist, dass man bereit ist, aufeinander zu warten, wenn einer sich für etwas Zeit nehmen will. Oder wenn er mehr Zeit braucht.
Und wenn man sich nicht für das Hobby und den Beruf des anderen begeistern kann. Dann doch dafür, was es dem anderen bedeutet. Man muss nicht wissen, was Abseits ist, wenn der Partner ein großer Fußballfan ist. Aber sie kann mitfühlen, wenn seine Lieblingsmannschaft verloren hat und man muss auch keine dummen Bemerkungen darüber machen. Solches Mitfühlen braucht es, wenn es auf Dauer zusammengehen soll. Man muss nicht alles miteinander machen, aber wenn der eine Hilfe braucht und eine Stütze, dann ist es gut, wenn der andere da ist.
Am besten, ohne dass man groß darum bitten muss.
„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die um ihn ist." Ein lapidarer, schöner Satz aus der Bibel. Früher traute man diese Hilfe nur Frauen zu, heute können wir Männer das auch. Denn wenn es auf Dauer zusammen gehen soll, muss man zusammen gehen.

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