SWR3 Gedanken

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„Schrei nach Freiheit" so heißt das Buch von Samar Yazbek.
Sie war Zeugin der Revolution in Syrien zwischen März und Juli 2011.
Dann musste sie fliehen mit ihrer Tochter, sie ist dauernd bedroht und mit ihr die Familie.
„Schrei nach Freiheit", das sind ihre Tagebücher und andere Aufzeichnungen aus dieser Zeit.
Sie entstammt einer privilegierten Familie, war Medienliebling und Autorin in Syrien.
Jetzt erzählt sie von Folter auch an Kindern, von Lynchjustiz und Massenmord.
Ein Jahr ist es her, dass Samar Yazbek zur Chronistin der Ereignisse wurde.
Ich verstehe nicht, warum in der westlichen Öffentlichkeit erst jetzt diese Grausamkeiten überhaupt gesehen werden und man erkennt, dass das was in Syrien vor sich geht, ein Bürgerkrieg ist, wo doch seit über einem Jahr das Morden anhält und Tausende bereits verschwunden sind, gefoltert und getötet.
Samar Yazbek ist in der Hoffnung ausgereist:
die Welt zu informieren über das was passiert, reicht, damit sich etwas ändert.
Aber sie hat sich geirrt.
Ich frage mich, ob da immer noch die Idee im Raum steht, die Muslime seien selbst verantwortlich für ihre Diktaturen und Gewaltregime, dass der Islam eben so funktioniere, dass Menschen misshandelt und missachtet werden.
Grausam finde ich es, wenn angesichts solcher Not und Greuel achselzuckend Ausreden benutzt werden wie: das ist eben eine andere Kultur, der Islam sät eben Gewalt - grausam und menschenverachtend ist das!
Christen glauben, dass Gott Schöpfer und Erlöser aller Menschen ist, ob sie nun Muslime sind, Christen oder Juden oder ohne Religion.
Gott leidet mit, mit jedem einzelnen, jeder Frau und jedem Mann und sowieso mit jedem Kind, mit allen die gefoltert werden.
Und er stirbt mit dem, der ermordet wird auf der Straße.
Wer nur zuschaut verachtet nicht nur die Würde des Menschen.
Wer nur zuschaut verachtet auch den Gott des Lebens.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13290
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