SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Vor Gott sind alle Menschen gleich. Gleich wichtig. Gleich wertvoll.
Aber wenn einer keine Rechtsschutzversicherung hat, kein Geld für den Anwalt und kein Auftreten, das Autorität oder zumindest Respekt vermittelt, was dann?
Eine Frau wird sexuell belästigt, ein Mann bedrängt sie und entblößt sich, sie kennt ihn ganz gut, eigentlich vertraut sie ihm.
Er ist ihr noch nie zu nahe getreten - bis jetzt.
Sie wehrt sich, weint und schreit, bis er nachgibt und geht.
Das darf man und frau sich nicht gefallen lassen, das muss man anzeigen - so viel steht fest!
Aber die Frau ist arm und etwas verwirrt und auch schon alt.
Sie war schon bei der Polizei, die hat ihr offensichtlich nicht geglaubt...
So wie die daher kommt, wer soll etwas von ihr wollen? Durcheinander, nicht nur die Haare und die Kleider.
Auch mir fällt es schwer, ihr zu glauben.
Ich höre ihr dann aber doch genauer zu, weil ich sie kenne, nur deshalb und glaube ihr. Sie erzählt was ihr widerfahren ist mit dem Mann.
Die Polizistin hat aufgeschrieben, was sie sagte, aber es vergehen Wochen und Monate und nichts geschieht. Auf Nachfrage der Sozialarbeiterin, die die Frau betreut, erfährt sie, dass ein Besuch bei dem Mann nichts ergeben habe. Keiner geht der Anzeige nach. Sie bleibt bei ihrer Empörung. Sie bittet weiter um Hilfe. Jesus erzählt einmal von einer bittenden Witwe, die immer und immer wieder zum Richter rennt, solange bis er ihr Recht gibt- daran erinnert sie mich.
Ich bewundere sie für ihre Beharrlichkeit.
Wir suchen eine Anwältin, die sich mit so etwas auskennt und nun auf einmal kommen die Dinge in Bewegung...
Vielleicht wird der Mann nie zugeben und schon gar nicht einsehen, dass er ein Unrecht begangen hat, aber eine Tür ist aufgegangen, die Frau kämpft nicht mehr allein.
Gott sieht das Herz an, bei ihm sind alle gleich.
Und jeder Mensch, egal wie arm oder reich, schön oder hässlich, alt oder jung hat das gleiche Recht auf Gerechtigkeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13288
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