SWR2 Wort zum Tag
SWR2 Wort zum Tag
„Machs gut" sagen wir zum Abschied. Oder „Adieu" oder „viel Glück". Oder „halt die Ohren steif". In jedem Fall wünschen wir einander Gutes, fast immer jedenfalls. Auch Segnen ist ein Glückwünschen, aber doch ausdrücklich im Namen eines anderen. Das deutsche Wort „segnen" kommt vom lateinischen signare. Segnen heißt also bezeichnen und unterzeichnen. Da wird etwas beglaubigt und unterschrieben: ein vom Autor signiertes Kunstwerk ist weit kostbarer als ein bloßer Abdruck. Damals in der Kindheit machte mir die Mutter, wenn ich aus dem Haus ging, ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Sie drückte damit - wortwörtlich - ihre Liebe aus , ihren Wunsch, dass alles gut geht. Sie signierte meinen Lebensweg in der Hoffnung auf Gottes Treue.. Sie segnete übrigens auch den Laib Brot beim ersten Anschnitt. Mit dem Kreuzzeichen war klar, dass sie sich für das Brot bedankte. Dass Brot und Essen da war, war nicht selbstverständlich. Meistens geschah derlei wortlos, denn eine Segensgeste spricht für sich. Aber natürlich können Worte helfen. Segnen und Beten sind zwei Seiten derselben Medaille. Vor und nach dem Essen zu beten ist ein kostbarer Ausdruck des Glaubens: dass der Tisch gedeckt ist, ist nicht selbstverständlich; dass das Tischtuch nicht zerrissen ist, erst recht. Segnen und Beten verbindet. Im Blick auf den wirkenden Gott.
In wohl allen Religionen spielt das Segnen eine entscheidende Rolle. „Lass dein Angesicht leuchten", beginnt eine der ältesten Segensformeln im Volk Israel. Im Bild der strahlenden Sonne wird alles unter den Anblick jener göttlichen Güte gerufen, die Leben schenkt. Christen segnen im Zeichen des Kreuzes, im Namen Jesu also. Alles, was Leben schenkt und Hoffnung gibt, verbinden sie mit dem Gottesfreund aus Nazaret. In ihm hat Gottes segensspendende Güte Gestalt gefunden, Menschengestalt. „Lass dein Angesicht leuchten" - dieses Segensgebet bezieht sich nun auf das Angesicht Jesu, des Auferstandenen. Übrigens: das Gegenteil von Segnen ist bekanntlich verfluchen. Das gibt es allzu oft, dass wir jemanden auf den Mond wünschen oder zur Hölle schicken wollen. Meistens tauchen solche Verwünschungen nur in Konflikten und Streitsituationen auf, oft schlimm genug. Segnen aber ist das genaue Gegenteil von Verwünschen. Bei dem wird schwarz gefärbt und schlecht geredet. Im Segnen dagegen lebt das starke Vertrauen, dass alles sehr gut wird wie im Ursprung so auch jetzt.
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