SWR3 Gedanken

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Es ist ja ein alter Hut: Wenn ich mich aufrege, dann steigt der Blutdruck. Und noch ein alter Hut: Ich kann den Blutdruck senken, indem ich mich richtig ernähre, Sport treibe oder Medikamente einnehme. Neu aber ist das Mittel, das Dr. Tibbits vom Florida Hospital gegen Bluthochdruck gefunden hat: es heißt „Vergebung". 
Das Team um Dr. Tibbits hat ein achtwöchiges Vergebungstraining entwickelt. Die Probanden hatten alle Bluthochdruck wegen irgendeiner Angelegenheit, die ihnen auf die Nerven ging: zum Beispiel Streit mit dem Nachbarn oder Ärger mit dem Arbeitskollegen. Das Training sollte die Probanden darin schulen und bestärken, ihren Streitpartnern zu vergeben. Gar nicht so leicht, aber es hat geholfen: Die Blutdruckwerte sind deutlich zurück gegangen. Mich hat diese Studie interessiert, weil „jemandem vergeben" ja nicht gerade Hochkonjunktur hat. Wer anderen vergibt gilt schnell als der Verlierer oder das Weichei. Jetzt endlich mal ein Vorteil von vergeben!Ich finde, es ist manchmal gar nicht so leicht zu vergeben, vor allem, wenn etwas Schlimmes vorgefallen ist. Mittlerweile gibt es sogar eine „Forgiveness-Bewegung". Diese Leute sind überzeugt davon, dass eine konfliktfreie Zukunft entscheidend davon abhängig ist, ob die Menschen lernen, einander zu vergeben. Dazu schlagen sie einen Vier-Punkte-Plan vor:

1. Entdecke deinen Ärger in dir und erkenne den Schmerz an.
2. Wenn du erkannt hast, dass sich was ändern muss, entscheide dich aktiv für die Vergebung.
3. Vergib beharrlich, lass Schritt für Schritt den Ärger los. Finde einen neuen Weg, an den Streitpartner zu denken.
Und 4. Freue dich über die Erleichterung. 

Vergebung scheint echt harte Arbeit zu sein. Aber sie wird ja auch belohnt. Zum einen mit dem Gefühl der Erleichterung. Und wenn man der Studie von Dr. Tibbits glauben darf, dann auch mit einem niedrigeren Blutdruck.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13259
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