SWR2 Wort zum Tag

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 Manchmal erscheint Gott sehr urwüchsig und sogar grausam. Zumindest legen manche Bibeltexte das nahe. Gleichzeitig kommt er mir ziemlich menschlich vor. In der Geschichte von Noah und der Arche jedenfalls ist das so. Gott sieht, was auf der Erde los ist, und bereut, den Menschen gemacht zu haben. Und er entscheidet sich, noch mal neu anzufangen, einen Neustart zu machen. Den einen Menschen, der auf eine gute Weise lebt, Noah, will er dabei mitnehmen.
Und dann nimmt die Geschichte ihren Lauf, Noah baut die Arche und nimmt die Tiere paarweise an Bord. Die Welt geht in der Sintflut unter. Das wird uns nicht allzu ausführlich geschildert, aber wir können uns heute dazu sehr konkrete Bilder vorstellen. Schließlich sehen wir oft genug Bilder von Tsunamis und Überschwemmungen. Und wir stellen einen solchen Gott heute sofort in Frage. Für Menschen aus der Antike war das anscheinend kein Problem und in dieser Bibelgeschichte wird das zunächst auch nicht hinterfragt.
Nach der Katastrophe fängt Gott von vorne an. Als Noah wieder festes Land unter den Füßen hat, bringt er Gott ein Opfer dar. Und von Gott wird erzählt: „Der Herr roch den beruhigenden Duft und (...) sprach bei sich: (...). Ich will künftig nicht mehr alles Lebendige vernichten, wie ich es getan habe.
Dann schließt Gott seinen Bund neu, mit den Menschen, und auch mit allen Tieren: „Nie wieder (...) soll eine Flut kommen und die Erde verderben." Gott findet ein Zeichen für diesen Bund, den Regenbogen. Er soll an diesen Bund erinnern, und zwar uns Menschen und auch Gott selbst.
Gott vermutet, dass er mal wieder in Rage gerät, weil die Menschen ihre Möglichkeiten nicht nutzen oder nur noch dummes Zeug machen. Und für diesen Fall baut er vor. Der Regenbogen soll erscheinen und Gott noch rechtzeitig erinnern.
Die Menschen, die uns diese Geschichte erzählen, haben damit ihre Welt und ihre Erlebnisse gedeutet. Sie haben sich Gott sehr menschlich vorgestellt, als jemanden, der enttäuscht und zornig ist. Doch aus seinen Erfahrungen lernt er. Er verspricht nicht, dass er gar nicht mehr zornig wird. Aber er verspricht, dass er immer noch rechtzeitig an seinen Bund denken wird.
 Dieses Versprechen macht den Regenbogen zu mehr als nur einem wunderschönen Naturschauspiel. Er ist auch nicht ein harmloses Zeichen für Gottes Bund mit uns Menschen. Ein Regenbogen wäre dann immer auch eine Erinnerung für uns, dass Gott keine Katastrophen mehr über uns Menschen kommen lassen will. Und eine Warnung, dass es an der Zeit ist, mal wieder neu anzufangen. Gott hat die Welt gut geschaffen und wir können unseren Beitrag zu dieser guten Welt leisten. Auch dafür steht der Regenbogen.

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