SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Es gibt kleine, böse Sätze, die sehr verletzen können. Manchmal sagt man sie so dahin, ohne viel dabei zu denken. Leider.
Ich erinnere mich an meine Schulzeit. Mein jüngerer Bruder und ich haben dieselbe Schule besucht. Oft hat er meine Lehrer bekommen. Das war für ihn nicht leicht, denn ich war ein guter Schüler, besonders in Mathe. Eines Tages hat sein Mathelehrer die korrigierten Klassenarbeiten ausgeteilt. Als mein Bruder an die Reihe kam, hat der Lehrer zu ihm gesagt: „Schade, nicht wie bei deinem Bruder!" Diesen Satz zitiert mein Bruder heute noch, halb im Spaß und halb im Schmerz.
Vielleicht könnten Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, auch einen solchen Satz sagen, der Sie getroffen und verletzt hat. Ein Satz wie „Du bist für mich eine einzige Enttäuschung!"
Vielleicht sagen Sie jetzt: „Wer wird denn gleich so empfindlich reagieren? Das ist nun mal so im Leben. Man muss auch hart werden. Und wenn solche Sätze kommen, muss man die eben aushalten."
Ist das wirklich so? Brauchen wir nicht eher mehr Sorgfalt im Umgang miteinander? Damit das, was wir sagen, die Menschen aufbaut und nicht zerstört? Müsste es nicht mehr freundliche Sätze geben, die aufrichten?
„Das hast du wirklich gut gemacht!", diesen Satz ihrer Mutter hat die Tochter nie vergessen. Von diesen Worten lebt sie heute noch.
Gute Worte bauen auf. Sie stärken das Selbstwertgefühl. Und machen Mut. Wir sollten sie einander gönnen.
Ich finde, die Bibel hat recht, wenn sie von dem guten Wort sagt: „Das gute Wort, geredet zu rechter Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen." (Sprüchen Salomo). Vielleicht waren meine Abendgedanken für Sie solche guten Worte und Sie fühlen sich ermutigt zu guten Worten anderen gegenüber. Das würde mich freuen - und die anderen erst recht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13212
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