SWR2 Wort zum Tag

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Morgen ist wieder Feiertag. Fronleichnam. Der Name kann irreführen. Denn nicht ein toter Körper wird da verehrt, sondern das mittelhochdeutsche Wort Fronleichnam bedeutet: lebendiger Leib des Herrn. Und an diesem Fest wird besonders intensiv die Eucharistie verehrt, die Gegenwart Christi in Brot und Wein in der Messfeier. Fronleichnam ist im 13. Jahrhundert entstanden und will vor Augen führen, daß Gott in der Welt gegenwärtig ist, in diesem heiligen Brot und vor allem darüber hinaus an allen Orten. Gott ist verborgen da, das soll an Fronleichnam besonders anschaulich werden.

Zu den Liedern dieses Tages gehört deshalb auch ein Hymnus des Theologen Thomas von Aquin, der um 1200 gelebt hat. Innerlich berührt und ehrfürchtig nähert er sich der Eucharistie, diesem Zeichen der Gegenwart Gottes. Es ist ihm wie eine Brücke, um Gott zu begegnen. Thomas sieht - und gleichzeitig bleibt Gott ihm verborgen. Diese Spannung prägt das ganze Lied. Und seine Hoffnung wächst, einmal wirklich zu sehen :

 

Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir.

Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.

Sieh mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,

weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.

 

Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod!

Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.

Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du,

dass er deine Wonnen koste immerzu.

 

Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,

stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:

laß die Schleier fallen einst in deinem Licht,

dass ich selig schaue, Herr, dein Angesicht.

Der Blick auf den verborgenen Gott, die Sehnsucht und Hoffnung, ihn einmal unverhüllt zu schauen. Denn noch bleibt die Spannung von Sehen und Verborgenheit. Wie kann einfaches Brot Zeichen für Gott sein? Für Christen ist es das seit 2000 Jahren. Gott lässt sich sehen und bleibt verborgen. Das eucharistische Brot; Gott in der Form alltäglicher Nahrung - das lädt ein, im Leben nach ihm Ausschau zu halten. Er wird gezeigt; er lässt sich sehen, damit wir nach ihm Ausschau halten. Das Zeichen weist darauf hin, dass er im Alltäglichen zu finden ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13196
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