SWR2 Wort zum Tag

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Gott lebt eine offene Beziehung. So könnte man das schwierige Wort Dreifaltigkeit übersetzen. Gott, der eine Gott, wird verehrt als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Als der Schöpfer, der die Welt und alles erschaffen hat, als der Sohn, in dem dieser Gott Mensch geworden ist und mit uns gelebt hat, als der Heilige Geist, der auch immer schon da war und der alles belebt und der die Ahnung von Gott in jedes Menschenherz legt. Immer wieder haben Jahrhunderte hindurch Theologen versucht, diesen alten Glauben zu erklären, ihn erst einmal selber zu verstehen. Und Künstler haben immer wieder den dreifaltigen Gott dargestellt. Mich beeindrucken besonders die Bilder mit dem merkwürdigen Namen Gnadenstuhl. Da ist in der Mitte Gott Vater, meistens sitzend, in seinen Händen hält er vor sich das Kreuz, an dem Jesus hängt, umfängt es sogar mit seinen Händen, der Kopf Jesu ist auf der Höhe des väterlichen Herzens; zwischen dem Kopf des Vaters und dem Kopf Jesu schwebt in Gestalt einer Taube der Hl. Geist. Das ist Gott, müsste man unter diese Bilder schreiben. So ist Gott. Und es ist richtig, ihn in drei Gestalten darzustellen. Das sagt nämlich aus: Gott thront nicht einsam. Zu ihm gehört Gemeinschaft. Zu ihm gehört Beziehung. Offene Beziehung. Drei ist etwas anderes als zwei.

Dreifaltigkeit ist ein Bild für den Glauben, dass Gott Beziehung ist, Gemeinschaft, und dafür, dass er mit der Welt zu tun hat. Es gehört zu ihm, dass er mit der Welt zu tun hat. Das zeigt sich in Jesus, im Sohn, im Bruder der Menschen. Dieser alte Glaube darf wieder lebendiger werden. Gott ist einer, der nicht zuerst in sich ruht und dann zusätzlich Beziehungen hat. Wir Menschen haben Beziehungen, Gott ist Beziehung. Und wo Beziehung ist, da ist Leben, da ist Wandel, da verändert sich, entwickelt sich etwas. Eine ungewohnte Vorstellung von Gott. Nicht: abgeschlossen, unbewegt, vollkommen. Vollkommen - vielleicht ist Gott ja gerade vollkommen, indem er lebendig ist, in Bewegung. Vielleicht hat in seiner Vollkommenheit ja auch Wandel Platz. Das Bild vom Gnadenstuhl zeigt, dass sogar das Leid in Gott Platz hat, und die Bosheit mit ihren Folgen. Könnte sonst der Vater das Kreuz des Sohnes umfangen?

An einen dreifaltigen Gott glauben verändert gewohnte Gottesbilder. Der dreifaltige Gott ist lebendig und unserem Leben unlösbar verbunden. Mit allem, was dazugehört.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13195
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