SWR3 Gedanken

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Eine katholische Ordensfrau in einer Moschee.
Dieses Bild hat sich mir vom Katholikentag in Mannheim eingeprägt: eine betende Nonne, Schwester Gabriele, mitten drin beim Gottesdienst der muslimischen Gemeinde. Was sucht eine Nonne in einer Moschee?
Sie hat die Augen geschlossen und die Hände gefaltet. Während die Männer sich beim Beten tief verbeugen, stehen etwas abseits die christlichen Gäste. Die Gemeinde hat sie eingeladen, beim Freitagsgebet dabei zu sein, um etwas von ihrem muslimischen Glauben kennen zu lernen. Sie wollen miteinander über ihren Glauben ins Gespräch kommen. Weil das hilft, Vorurteile abzubauen. Manche der Gäste verfolgen neugierig, was passiert. Vieles ist ihnen fremd und in ihren Gesichtern stehen viele Fragen.
Schwester Gabriele aber lässt sich nicht irritieren. Für sie ist es selbstverständlich, mit zu beten. In ihrer eigenen Sprache und mit Worten ihres christlichen Glaubens. Fröhlich erzählt sie mir hinterher: „Ich kann doch nicht einfach zuschauen, wenn andere Menschen beten. Die Muslime haben uns zu sich eingeladen. Und dann ist es für mich doch selbstverständlich, mit zu beten und die Hände zu falten. Sie haben ihren Gott und ich habe meinen - und beide hören uns Menschenkindern zu. Das ist einfach großartig!" schwärmt sie mit leuchtenden Augen. Diese Unbefangenheit berührt mich. Weil nicht zuerst nach den Unterschieden gefragt wird, sondern nach dem, was Menschen verbindet. Weil Menschen erst einmal in einem Raum zusammenkommen und schweigen und beten, bevor sie Fragen stellen und Antworten suchen. Menschen, die in ihrem Herzen davon überzeugt sind, dass es einen Gott gibt, egal welchen Namen er trägt.

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