Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Liebe ist: mit warmen Händen schenken... Ein Omaspruch. Will sagen, dass man besser als lebender Mensch Dinge verschenkt und sich an der Freude der Beschenkten erfreut, statt erst nach dem Tod das Vermögen und alle Kleinigkeiten zu vererben. Die Geschichte dazu geht so: Zwei Schwestern, die eine berufstätig, erfolgreich, eher der straffe Typ. Die andere Hausfrau und Mutter, ein richtiger Familienmensch. Die berufstätige hat auch zwei Kinder und erzieht die nach dem biblischen Motto: Wer hat, dem wird gegeben. Sie unterstützt den erfolgreichen Sohn, spornt ihn an, belohnt ihn, auch als erwachsener Mensch erfährt dieser Sohn die Hilfe seiner Mutter auf vielfältige Art. Die weniger erfolgreiche Tochter erfährt reichlich Kritik. „nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder" ist oft zu hören. Kein Verständnis dafür, dass ein Mensch seinen eigenen Weg geht und die Kunst einer Karriere vorzieht. Als es dann ans Sterben geht, hat die Mutter das Erbe wider Erwarten beiden Kindern zu gleichen Teilen vermacht. Es kommt nur keine große Freude auf. Der Sohn hat alles, was er braucht, und auch die Künstlertochter braucht es jetzt nicht mehr. Sie hat ihren Weg auch ohne die Hilfe ihrer Mutter gemacht und ist jetzt, in der Mitte ihres Lebens, auf das Geld aus dem Erbe nicht mehr angewiesen. Bei der anderen Schwester lief es von Anfang an anders. Wenn jemand zu ihr sagte: „da hast du aber eine schöne Jacke", dann zog sie sie oft spontan aus und verschenkte sie. Bunte Blumen im Garten: pflück dir einen Strauß. Ein leckerer Kuchen: nimm alles mit, ich kann ja neuen backen. Auch für die erwachsenen Kinder spielte sie manchmal den Nikolaus oder den Osterhasen, überwies  ihnen unerwartet 200,- aufs Konto. Die verdienen ihr eigenes Geld, aber über solch eine Finanzspritze freut sich jeder. Diese Schwester hatte selbst Freude daran, wenn die Kinder oder Freunde von ihr beschenkt glücklich von dannen zogen. Geben ist seliger denn nehmen, wäre der passende Satz aus der Bibel. Als es hier ans Sterben ging, waren keine großen Reichtümer mehr zu vererben. Aber es gab viele herzliche Erinnerungen an eine großzügige Frau. Mit warmen Händen geben - ein guter Omaspruch!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13120
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