SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Meine beste Zeit ist jetzt!" Dieser Satz hat mich irgendwie nicht losgelassen. Als große Überschrift in einer Zeitschrift ist er mir aufgefallen. Meine beste Zeit - jetzt?
Ich hab' bisher gedacht, dass die für mich mit 57 eigentlich vorbei ist.
Und ich ertappe mich dabei, wie ich schon manchmal sehnsüchtig zurückschaue auf die Zeit, in der ich jünger war. Denn damit verbindet man in der Regel „die beste Zeit". „In jedem Leben gibt es eine Glanzzeit", habe ich dann weiter gelesen. „Die einen erleben so eine Phase im frühen Erwachsenenalter, die anderen in der Lebensmitte und andere haben mit 50 ihre besten Jahre noch vor sich."
Ich finde, da ist was dran.
Viele erkennen erst mit zunehmender Lebenserfahrung, welche Stärken sie haben und werden dadurch selbstbewusster.
Man kann dann besser in sich ruhen und auch zufrieden mit sich sein, so wie man ist. Man ist gefragt - unabhängig vom Alter. Und die sogenannte unbeschwerte Jugendzeit ist alles in allem betrachtet oft auch nicht so einfach.
Jede Lebensphase dankbar annehmen können, ihr zu vertrauen - das ist nicht immer so leicht. Aber wenn ich es schaffe und mich voll und ganz auf sie konzentriere  - dann merke ich wie schön das Leben jetzt sein kann.
Wie man das schaffen kann, habe ich von dem Benediktinerpater, Bruder David, einem weisen Mann gehört. Er hält es für ganz wichtig dankbar zu sein. Dankbarfür die neuen Erfahrungen, die jede Lebensphase mit sich bringt.
Und er warnt davor, sich allzu viel mit der Vergangenheit zu beschäftigen.
Sich zu erinnern kann gut tun. Ich muss mich aber davor hüten, Vergangenes zu verklären.
Und wenn ich mir beim Blick in die Vergangenheit zu oft Fragen stelle, wie: „wie konnte es nur so kommen", dann hält mich das vom Leben hier und jetzt ab. Auch soll ich nicht zu sehr an die Zukunft denken, meint der Pater. Mich nicht zu sehr sorgen. So nach dem Motto: „Was wird da alles auf mich zukommen?"
Solche Fragen in die Vergangenheit und in die Zukunft würden mich nur beunruhigen. Und sie  halten mich davon ab, jetzt etwas zu unternehmen, auch mal was zu riskieren.
Dabei steht mir vielleicht gerade jetzt so vieles offen. Dinge, für die ich früher keine Zeit hatte, von denen ich zum Beispiel nichts gewusst habe. Die mir finanziell nicht möglich waren oder weil ich nicht die passenden Menschen an meiner Seite hatte. Wenn ich dankbar bin für diese Möglichkeiten und es verstehe sie zu nutzen,
dann kann ich gerade jetzt eine gute Zeit erleben,
vielleicht sogar meine beste!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13109
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