SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Gott ist wütend, es reicht ihm, er hat genug vom Menschen. Er ärgert sich, dass er den Menschen gemacht hat. Denn die Schlechtigkeit des Menschen nimmt immer mehr zu. Gott geht es wie Eltern, die von ihren Kindern derart enttäuscht sind, dass sie bereuen, sie in die Welt gesetzt zu haben. Und aus dieser Wut heraus handelt nun Gott. Mit einer Flut, mit einem riesigen Hochwasser, will er den Menschen vom Erdboden vertilgen. Einer jedoch ist nicht so schlecht wie die andern, und den will Gott retten. Das ist Noah, ihm gibt Gott den Tipp, doch ein Schiff zu bauen, damit er, seine Familie und die Tiere, die er mitnimmt, die Flut überleben. Eine schöne biblische Geschichte, Gott straft die Bösen und rettet die Guten. Etwas was wir uns so oft wünschen, aber leider nur so selten in Erfüllung geht.
Aber nur oberflächlich betrachtet ist das die Pointe der Geschichte. Denn in Wirklichkeit geht es um etwas anderes. Am Ende, als Noah, seine Familie und die Tiere gerettet sind, da schließt Gott mit dem Menschen einen Bund. Er verspricht von nun an die Menschen nicht mehr zu vernichten, aber nicht etwa weil sich durch die Sintflut der Mensch gebessert hätte, sondern weil Gott erkannt hat, dass der Mensch eben böse ist und er, Gott, irgendwie damit klar kommen muss. Gott verhält sich in der Noahgeschichte wie Eltern, die mit allen möglichen Maßnahmen versuchen, ihr Kind auf die rechte Bahn zu bringen, am Ende aber erkennen müssen, dass es nicht viel genutzt hat. Und sie lassen davon ab, ihr Kind verändern zu wollen. Sie geben ihm schon zu verstehen, dass sie nicht gut finden, was Sohn oder Tochter tut, aber sie machen auch deutlich: Trotzdem bleiben wir bei dir, verstoßen wir Dich nicht, egal was passiert, du bist unser Kind.Deshalb ist die Noahgeschichte eine schöne Geschichte, nicht weil die Bösen bestraft und die Guten gerettet werden. Sondern weil am Ende Gott einen Bund mit dem Menschen schließt. Und der lautet: Auch wenn du, Mensch, böse bist und das Schlechte in dir oft das Gute überwiegt, ich, Gott, bleibe bei dir und werde dich nicht vernichten.

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