SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Das ist Maria und die hat einen Zauberstab in der Hand." Ein kleines Mädchen aus unserer Kindergartengruppe beschreibt mir so die große stattliche Marienfigur über dem Portal unserer Kirche. Maria ist dort als Himmelskönigin dargestellt: Mit Krone und Zepter. Das Zepter der Himmelskönigin Maria zum Zauberstab zu erklären, auf so eine Idee können nur Kinder kommen, aber wie so oft: Kindermund tut Wahrheit kund. Das Zepter ist Zeichen der Macht, wer das Zepter in der Hand hat, kann über die anderen bestimmen, sagen, wo es lang geht. Mit einem Zauberstab aber kann man Zaubern, Dinge verändern, Menschen verwandeln. Und das liegt Maria, der Mutter Gottes, mehr als das Herrschen und Befehlen. Ich denke da an die Menschen, die in unsere Kirche kommen, sich vor eine Marienfigur setzen oder knien, eine Kerze aufstellen, schweigen und beten. Viele kommen mit ihren Sorgen und Nöten, erzählen Maria aus ihrem Leben. Und nach einer Weile, wenn sie die Kirche wieder verlassen, sind sie oft verändert, verwandelt. Ihre Probleme sind nicht kleiner geworden: Das Kind ist immer noch krank, der Mann arbeitslos oder eine Freundschaft zerbrochen. Aber im stummen Dialog mit Maria haben die Menschen Kraft geschöpft, das Leben neu anzugehen. Wobei das nicht heißen muss, alles zu verändern. Es kann auch bedeuten, Dinge anzunehmen, die man nicht verändern kann, die es gilt auszuhalten. Nun, ist das Sitzen vor einem Marienbild nicht jedermanns Sache. Aber einfach mal in eine Kirche gehen, sich in eine ruhige Ecke setzen, vielleicht eine Kerze anzünden und sein eigenes Leben bedenken, es ins Gebet nehmen, kann gut tun. Leider sind landauf landab viele Kirchen verschlossen, aber einige sind auch geöffnet - Gott sei dank. Herzliche Einladung!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13082
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