SWR3 Gedanken

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Meine Frau ist Ärztin und ich bin Pfarrer. Früher waren das vor allem Männerberufe. Inzwischen ergreifen mehr Frauen als Männer diese Berufe.  

Das liegt zum einen an den Frauen. Die haben sich nämlich die Berufe nach langer Zeit erstritten. Frauen, die als Ärztinnen arbeiten gibt es erst sein etwas mehr als hundert Jahren und Pfarrerinnen, jedenfalls in der evangelischen Kirche, erst seit Ende der 50er Jahre.

Zum anderen liegt es an den Männern: Denn sowohl Pfarrer, als auch Arzt zu sein, finden Männer offenbar immer weniger attraktiv. Es sind beides Berufe, die viel von einem abverlangen, bei denen auch der Unterschied zwischen Berufsleben und Privatleben verschwimmt und die - auch bei Ärzten - nicht so viel Geld abwerfen, wie man sich das sonst so vielleicht vorstellt.

Und dann gibt es noch die besonderen Umstände: Denn für beide Berufe gilt: Sie sollten möglichst zu 120 Prozent ausgefüllt werden. Und der jeweilige Lebenspartner, sollte sich um Haushalt und Familie kümmern. Für manchen eine Zerreißprobe.

Es gibt also noch viel zu tun. Und das nicht nur bei Pfarrerinnen und Ärztinnen, sondern auch bei Anwälten und Feuerwehrfrauen oder Erziehern. Denn noch lange sind wir nicht da, dass wirklich alle Arbeitsbereiche für Frauen und für Männer kompatibel sind. Alte Rollenbilder und Vorstellungen müssen dafür gekippt werden. Bei Frauen, Männern und in der Gesellschaft. So kann Arbeit nach dem Bild des Menschen gestaltet werden und nicht die Menschen nach der Arbeit!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13053
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